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Aus: Ausgabe vom 13.07.2010, Seite 16 / Sport

Tagebuch eines Fußballmuffels

Von Maik Hölzel
Hätte mir das jemand doch vor drei Wochen verraten, ich hätte genauer hingeschaut. Unter Vorspiegelung falscher Tatsachen wurde ich zu einer sonntäglichen Grillparty geladen und landete mitten in einer Runde von Fußballenthusiasten. Frustriert kramte ich mein Buch (Tolstois »Krieg und Frieden«) hervor und wollte mir die Ohrstöpsel stopfen, bot mich gar an, freiwillig die Obhut über das Grillgut zu übernehmen. Nichts da! Wurde kollektiv entschieden, schau das Spiel mit uns. Das war dann in der Tat nicht uninteressant, eine Mischung aus Judo, Ringen, Kick- und Thaiboxen, stellenweise auch Billard – nur ohne Queues und Taschen. Einer spielte sogar Karten, hatte aber kein gutes Blatt, nur gelb und rot. Am Ende war dann Spanien Weltmeister, jedoch warum? Die niederländische Mannschaft hatte eindeutig die meisten Treffer erzielt, mehrere Spanier gingen zu Boden. Eins steht fest, mit dem Fußball, den ich dereinst als Kind erlernte, hatte dies hier nichts mehr gemein. Mein Entschluß steht also fest, ich bin zu alt für diesen Unsinn, und die nächste WM werde ich in einem Bergwerk oder der Arktis verschlafen. Für mich war am Sonntag abend der endgültige Abpfiff.

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