Aus: Ausgabe vom 25.10.2010, Seite 12 / Feuilleton
Erhellendes Schwarz
Reinhard Jirgl hat am Samstag in Darmstadt den
Georg-Büchner-Preis erhalten. Bei der Preisverleihung der
Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung im Staatstheater
meinte Jirgl, eine durchaus kindliche Freude »wie über
jedes Geschenk« zu empfinden, würdigte die 40000 Euro
Preisgeld aber auch als materielle Voraussetzung für die
weitere Arbeit. »Reinhard Jirgl tut oft weh«,
hieß es in der Laudatio des Kollegen Helmut Böttiger.
Barrikaden aus Buchstaben und Satzzeichen errichte der
Preisträger zwischen sich und der Öffentlichkeit.
»Jirgl ist das, wovor uns die Germanistikprofessoren immer
gewarnt haben.« Das Schwarz, mit dem die Bücher oft
assoziiert würden, wirke erhellend. Nach dem Verständnis
der Akademie ist Jirgl »geschützt durch den Firnis eines
avantgardistischen Schreibgestus«. 1953 in Ostberlin geboren,
schrieb Jirgl nur für sich, bis er 1985 beim Aufbau-Verlag das
Manuskript »Vater Mutter Roman« einreichte, das wegen
seiner »nichtmarxistischen Geschichtsauffassung« 1990
veröffentlicht wurde und 1993 größere Beachtung
erfuhr, als Jirgl für seinen Roman »Abschied von den
Feinden« den Alfred-Döblin-Preis erhielt und
Hanser-Autor wurde. Drei Jahre später kündigte er als
Techniker an der Berliner Volksbühne. Zuletzt erschienen von
ihm die Romane »Die Unvollendeten« (2003),
»Abtrünnig« (2005) und »Die Stille«
(2009). (apn/jW)
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