Höheres Porto ein Skandal
Die ab 1. September geltenden höheren Portogebühren sind vom Verband der Postbenutzer als »Skandal« bezeichnet worden. Die Preissteigerungen seien unzulässig, weil die Post 1996 im Briefdienst einen Reingewinn von über 1,743 Milliarden Mark erzielt und damit die »Traumrendite« von mehr als neun Prozent Gewinn des Umsatzes erreicht habe, sagte der Verbandsvorsitzende Wilhelm Hübner am Samstag im Deutschlandradio Berlin. Dies könne die Wirtschaft ohne Monopole natürlich nie erreichen. Hübner äußerte die Hoffnung, die Portoerhöhungen nachträglich noch rückgängig machen zu können.
Das Porto für den bis zu 20 Gramm schweren Standardbrief steigt ab heutigem Montag von einer Mark auf 1,10 Mark. Die Postkarte kostet statt bislang 80 Pfennig künftig eine Mark. Teurer werden auch Zusatzleistungen wie Eilzustellungen, die sich von neun auf zehn Mark verteuern. Das klassische Einschreiben kostet künftig vier statt bislang 3,50 Mark. Das Porto für Päckchen und Pakete bleibt dagegen unverändert.
Hübner sagte, sein Verband habe bereits Kontakt mit Bundespostminister Wolfgang Bötsch (CSU) aufgenommen, um die Portoerhöhungen rückgängig zu machen. Er verwies darauf, daß es bereits im vergangenen Jahr gelungen sei, die ursprünglich bereits für September 1996 geplanten Preisanhebungen um ein Jahr aufzuschieben. Nach Berechnungen des Postbenutzer-Verbandes belasten die Portoerhöhungen den Privatkunden um durchschnittlich 20 Mark im Jahr; daß die Post selbst die Mehrbelastung nur mit 2,63 Mark beziffere, sei eine »Milchmädchenrechnung«.
(AFP/jW)
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