Jelzin verzichtet auf Kandidatur für Wiederwahl
Der russische Präsident Boris Jelzin hat am Montag überraschend seinen Verzicht auf eine Kandidatur für eine weitere Amtszeit bekanntgegeben. »Meine Amtszeit endet im Jahr 2000. Ich werde nicht wieder kandidieren«, sagte der 66jährige in einer Rede in einer Moskauer Schule, die er anläßlich des Beginns des neuen Schuljahres hielt. Die Äußerungen Jelzins wurden später vom Kreml bestätigt. Jelzin lächelte bei seiner Ankündigung und wirkte gelöst. Er fügte hinzu, jüngere Menschen voller Elan würden benötigt, um Rußland in die Zukunft zu führen. Laut russischer Verfassung darf sich der Präsident nur einmal zur Wiederwahl stellen. Anhänger Jelzins sollen aber dem Vernehmen nach Wege gesucht haben, ihm eine dritte Amtszeit zu ermöglichen. Jelzin wurde im Juni 1991 in einem Erdrutschsieg zum russischen Staatsoberhaupt gewählt und bei der Wahl vor einem Jahr in seinem Amt bestätigt. Seine Amtszeit wurde wiederholt von gesundheitlichen Problemen überschattet. Jelzin deutete an, sein Nachfolger solle aus den Reihen der derzeitigen Regierung kommen. »Wir haben ein sehr gutes, freundliches und intelligentes Team«, erklärte Jelzin. Es wird erwartet, daß sich nach Jelzins Äußerungen das Kandidatenkarussell für das Präsidentenamt erneut zu drehen beginnt. Als mögliche Nachfolger gelten Ministerpräsident Viktor Tschernomyrdin, der Moskauer Bürgermeister Juri Luschkow und der kommunistische Parteichef Gennadi Sjuganow, den Jelzin bei der Stichwahl vor einem Jahr geschlagen hat. Jelzin äußerte sich nicht zu Zukunftsplänen für die Zeit nach dem Ende seiner Amtszeit. (AP/jW)
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