Aus: Ausgabe vom 17.01.2011, Seite 3 / Schwerpunkt
Protestchronik: Auch bei Nachbarn gärt es
Die Tunesier protestierten schon früher wegen Hungers und
Arbeitslosigkeit als Folgen von aufgezwungenen IWF-Maßnahmen.
1984 wurde ein Aufstand niedergeschlagen, 1988 flammten die
»Couscous Proteste« wieder auf. Hunderte Menschen
starben bei Gegenmaßnahmen von Sicherheitskräften, mehr
als 1000 wurden festgenommen. Daß sie diesmal in kurzer Zeit
so erfolgreich waren, kommentiert Marwan Bishara vom arabischen
Nachrichtensender Al Dschasira mit Verweis auf den tunesischen
Nationaldichter Abu Al-Qasem Al-Shabi. Von ihm stammen die Worte
der tunesischen Nationalhymne: »Wenn die Menschen sich
entscheiden zu leben, wird das Schicksal gehorchen und eines Tages
(…) werden die Ketten der Sklaverei zerbrechen.« Die
Tunesier entschieden sich für das Leben. Der tunesische
Aufstand habe Erfolg gehabt, weil er in allen Teilen des Landes
stattgefunden habe und weil er aus allen Bereichen der Gesellschaft
unterstützt worden sei. Islamische und kommunistische Gruppen,
Akademiker, Gewerkschafter, alle hätten sich
angeschlossen.
In arabischen Nachbarländern gab es zunächst keine offiziellen Reaktionen auf den Sturz des tunesischen Präsidenten. Umso mehr begrüßte die Bevölkerung die Entwicklung in Tunesien. In Ägypten demonstrierten Aktivisten vor der tunesischen Botschaft in Kairo und riefen: »Ben Ali sag Mubarak, daß auch auf ihn ein Flugzeug wartet.« 65 Prozent der Leser der unabhängigen ägyptischen Tageszeitung Al Masri al Youm waren bei einer Umfrage der Meinung, daß die Proteste in Tunesien sich auch auf andere Länder in der arabischen Welt ausweiten werden. Auch in Jordanien, wo es in den letzten Tagen immer wieder zu Protesten gegen Preiserhöhungen gekommen war, wurde der erfolgreiche Aufstand in Tunesien begrüßt. Am Freitag zogen rund 10000 Menschen durch die Altstadt Ammans und forderten den Rücktritt der Regierung, für Sonntag ist ein Sitzstreik vor dem Parlament geplant. Eine Grußbotschaft an die Tunesier kam von Exilpalästinensern in den USA, in der es hieß: »Das mutige tunesische Volk hat uns den Weg gezeigt. Sie haben bewiesen, daß es selbst in den schwierigsten Umständen Hoffnung gibt.«
(kl)
In arabischen Nachbarländern gab es zunächst keine offiziellen Reaktionen auf den Sturz des tunesischen Präsidenten. Umso mehr begrüßte die Bevölkerung die Entwicklung in Tunesien. In Ägypten demonstrierten Aktivisten vor der tunesischen Botschaft in Kairo und riefen: »Ben Ali sag Mubarak, daß auch auf ihn ein Flugzeug wartet.« 65 Prozent der Leser der unabhängigen ägyptischen Tageszeitung Al Masri al Youm waren bei einer Umfrage der Meinung, daß die Proteste in Tunesien sich auch auf andere Länder in der arabischen Welt ausweiten werden. Auch in Jordanien, wo es in den letzten Tagen immer wieder zu Protesten gegen Preiserhöhungen gekommen war, wurde der erfolgreiche Aufstand in Tunesien begrüßt. Am Freitag zogen rund 10000 Menschen durch die Altstadt Ammans und forderten den Rücktritt der Regierung, für Sonntag ist ein Sitzstreik vor dem Parlament geplant. Eine Grußbotschaft an die Tunesier kam von Exilpalästinensern in den USA, in der es hieß: »Das mutige tunesische Volk hat uns den Weg gezeigt. Sie haben bewiesen, daß es selbst in den schwierigsten Umständen Hoffnung gibt.«
(kl)
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