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Aus: Ausgabe vom 08.09.1997 / Ausland

Positionsbestimmungen vor Albright-Besuch

Festnahmen von Palästinensern. Arafat behauptet israelischeTerror-Verwicklung. Arabischer Dreiergipfel in Kairo

Im Vorfeld der mit Spannung erwarteten Rundreise von US- Außenministerin Madeleine Albright, die am Dienstag erstmals seit ihrem Amtsantritt den Nahen Osten aufsuchen und zunächst Israel besuchen wird, hat das israelische Militär in der Westbank nach eigenen Angaben 170 Palästinenser festgenommen - sie sollen in den jüngsten Terroranschlag in Jerusalem verwickelt sein. Am Sonntag wurde aber auch eine leichte Lockerung der Blockade der Autonomiegebiete verkündet. Danach dürfen rund 7000 Palästinenser zur Arbeit in Industriezonen im Grenzgebiet gehen. Mehrere zehntausend Arbeiter mit regulären Arbeitserlaubnissen in Israel bleiben dagegen weiter ausgesperrt.

In Jerusalem trat am Sonntag das israelische Kabinett zu seiner regulären Sitzung zusammen, um sich mit der Lage im Süd-Libanon und der Situation nach dem Anschlag zu befassen, bei dem drei Selbstmordattentäter in der vergangenen Woche vier Zivilisten mit in den Tod gerissen hatten.

Die Regierung des palästinensischen Präsidenten Yassir Arafat bestritt am Wochenende, daß die Attentäter aus einem unter ihrer Kontrolle stehenden Gebiet gekommen seien. Es gebe Hinweise, hieß es in einer Erklärung, daß die Täter in »Kreisen außerhalb« zu suchen seien und daß sie »Unterstützung von israelischen Extremisten« erhalten hätten.

David Bar-Illan, der führende Berater von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, äußerte am Samstag die Hoffnung, daß es Madeleine Albright gelingen werde, Arafat zu einem entschiedenen Vorgehen gegen die Hamas- Islamisten zu bewegen. Der Besuch der Ministerin werde von entscheidender Bedeutung für die Zukunft des Friedensprozesses sein, sagte Bar-Illan. Die Regierung Arafat hob hervor, sie sei immer noch dem Frieden verpflichtet, und appellierte an die USA und die internationale Gemeinschaft, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um diesen Prozeß zu retten.