Aus: Ausgabe vom 30.04.2011, Seite 3 / Schwerpunkt
Wer tötet die Sicherheitskräfte?
Es sind traurige Zeiten in Syrien. Die hiesige Version des
»Arabischen Aufstandes« dauert seit fünf Wochen
und tritt in eine neue Phase ein. Menschenrechtsorganisationen
schätzen, daß 453 Menschen getötet wurden. Die
Ausweisung ausländischer Medien, die einseitige
Berichterstattung der staatlichen Medien und die Beschränkung
auf YouTube-Clips von den Protesten schränkt das lokale und
internationale Verständnis von dem, was hier geschieht,
erheblich ein. Eins ist klar, die Bewegung für mehr Demokratie
hat es nicht geschafft, signifikante Menschenmengen auf die
Straßen zu bekommen. (….) 98 Prozent der
Bevölkerung bleiben zu Hause. Obwohl sie sich nach mehr
Freiheiten, mehr Teilhabe und einer Lockerung des Polizeistaates
sehnen, wollen sie doch kein Chaos, das ein Sturz des Baath-Regimes
vermutlich mit sich bringen wird. Die Situation im Irak und im
Libanon erinnert sie täglich an das, was geschehen
könnte. (….)
Das staatliche Fernsehen berichtet seit drei Wochen ausführlich über Beerdigungen von Sicherheitskräften. Gestern (26.4.) wurden 25 beerdigt, ihre Namen verlesen und Familien interviewt. Heute waren es wieder 21. Offenbar wurden sie in Daraa getötet. Meiner Ansicht ist das ein ernst zu nehmender Beweis dafür, daß es tatsächlich Gruppen gibt, die Soldaten und Polizisten, Feuerwehrleute und die Fahrer von Rettungswagen erschießen. Schätzungsweise 60 von ihnen wurden bisher getötet. (….)
Wer tötet diese Sicherheitskräfte? Das Regime beschuldigt nicht die Demokratiebewegung, das ist wichtig. Wer also mögen diese bewaffneten Banden sein? Es gibt viele Verdächtige, Syrien hat viele Feinde. Libanesische Sunniten? Libanesisch-phalangistische Christen, radikale sunnitische Muslime, vielleicht von den Muslimbrüdern, kurdische Minderheiten, der israelische Mossad, abtrünnige Alawiten aus dem System wie der frühere Vizepräsident (Abdulhamid) Kaddam, Abtrünnige aus den Sicherheitskräften? Alles ist möglich. (…)
Das staatliche Fernsehen berichtet seit drei Wochen ausführlich über Beerdigungen von Sicherheitskräften. Gestern (26.4.) wurden 25 beerdigt, ihre Namen verlesen und Familien interviewt. Heute waren es wieder 21. Offenbar wurden sie in Daraa getötet. Meiner Ansicht ist das ein ernst zu nehmender Beweis dafür, daß es tatsächlich Gruppen gibt, die Soldaten und Polizisten, Feuerwehrleute und die Fahrer von Rettungswagen erschießen. Schätzungsweise 60 von ihnen wurden bisher getötet. (….)
Wer tötet diese Sicherheitskräfte? Das Regime beschuldigt nicht die Demokratiebewegung, das ist wichtig. Wer also mögen diese bewaffneten Banden sein? Es gibt viele Verdächtige, Syrien hat viele Feinde. Libanesische Sunniten? Libanesisch-phalangistische Christen, radikale sunnitische Muslime, vielleicht von den Muslimbrüdern, kurdische Minderheiten, der israelische Mossad, abtrünnige Alawiten aus dem System wie der frühere Vizepräsident (Abdulhamid) Kaddam, Abtrünnige aus den Sicherheitskräften? Alles ist möglich. (…)
Aus dem Beitrag eines in Damaskus lebenden pensionierten Diplomaten im Onlineportal Syria Comment
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