Aus: Ausgabe vom 10.05.2011, Seite 15 / Betrieb & Gewerkschaft
Lesetipps
Hoffnung dank Schlecker
Anton Kobel liefert auch im zweiten Teil seiner Serie zur Situation im Einzelhandel im aktuellen Express eine Vielzahl interessanter Details. Schwerpunkt der Darstellung ist die Lage der Gewerkschaften in der Branche, die nicht nur aufgrund der kleinbetrieblichen Struktur schwierig ist. Der Autor erklärt: »Die relative Schwäche – nur ca. zehn Prozent durchschnittlicher Organisationsgrad in der Branche, nur wenige mit über 50 Prozent organisierte Belegschaften – wurde ›hausgemacht‹ verstärkt. Von den gewerkschaftlichen Spitzen gab es, mit wenigen Ausnahmen, keine ernsthafte Bereitschaft, die durch die verschiedenen Formen des Struktur- und betrieblichen Formatwandels entstandenen Probleme theoretisch/analytisch und vor allem praktisch anzugehen.«Entsprechend verschlechterten sich die materiellen Bedingungen der Beschäftigten. Während das nominale Tarifniveau im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts in der Gesamtwirtschaft um 18,8 und in der Metallindustrie um 23 Prozent zulegte, waren es im Einzelhandel gerade mal 15,5 Prozent. Einen Hoffnungsschimmer sieht der Autor in den Erfahrungen bei Schlecker. Dort hatte die ver.di-Vorläuferorganisation HBV Mitte der 1990er Jahre mit der gewerkschaftlichen Organisierung und Durchsetzung von Tarifstandards begonnen, was sich auf die Kampffähigkeit der Schlecker-Verkäuferinnen bis heute positiv auswirkt. (jW)
Express – Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, Nr. 10-3-4/2011, 20 Seiten, 3,50 Euro. www.labournet.de/express
Staat als Arbeitgeber
In der empirischen Arbeitsmarktforschung spielt der Staat als Arbeitgeber eine eher untergeordnete Rolle. Dabei beschäftigt der öffentliche Dienst nicht nur insgesamt 4,5 Millionen Menschen, sondern unterscheidet sich auch in vielerlei Hinsicht von den Arbeitsbeziehungen in der Privatwirtschaft – zum Beispiel durch die Trennung von Tarifbeschäftigten und Beamten, den hohen gewerkschaftlichen Organisationsgrad, die deutlich größere Tarifbindung und weitere Verbreitung von betrieblichen Interessenvertretungen. Vor diesem Hintergrund sind die Arbeitsbedingungen im öffentlichen Dienst – trotz der Ökonomisierungs- und Privatisierungstendenzen – eher besser als in der Privatwirtschaft, wie die IAB-Experten Peter Ellguth und Susanne Kohaut im aktuellen Heft der Fachzeitschrift Industrielle Beziehungen nachweisen. (jW)Industrielle Beziehungen – Zeitschrift für Arbeit, Organisation und Management. Jg. 18, Heft 1-2/2011, Hampp Verlag, Jahresabo (vier Ausgaben): 80 Euro
Mehr aus: Betrieb & Gewerkschaft
-
Pech und Schwefel
vom 10.05.2011