Aus: Ausgabe vom 09.06.2011, Seite 12 / Feuilleton
Aus Brasilien
In diesen schwül-heißen Juninächten, wenn die
Stechmücken keinen Schlaf dulden, kommt das Ticket für
einen Direktflug auf Schallwellen in das größte Land
Südamerikas wie bestellt. Motorengeräusche verschmelzen
mit dem Klangteppich des Urwaldes. Tropischer Regen wird zum
Klatschen einer Rhythmusgruppe. Sportreporter reden sich in Rage,
wildes Trommeln und rituelle Gesänge gehen im
Straßenlärm einer Großstadt unter. In den
vergangenen 25 Jahren legte der Autor Andreas Weiser bei seinen
Reisen nach Brasilien ein umfangreiches O-Ton-Archiv an, auf dem
das Hörstück »O Tom do Brasil« basiert, das
heute nacht in deutschlandradio Kultur läuft. Mit seinen
harten Schnitten und weichen Übergängen ist es gleichsam
ein Echo der kulturellen Durchmischung, auch wenn viele Mauern die
Favelas von den Reichenghettos trennen. Brasilien, das sind riesige
Monokulturen, rasant wachsende Megacities und politisches
Durcheinander. Die Staatspräsidentin und Nachfolgerin des
linken Hoffnungsträgers »Lula« da Silva, Dilma
Rousseff, ist derzeit innenpolitisch wegen einer Reihe
unaufgeklärter politischer Morde und eines Finanzskandals
stark angeschlagen, die konservative Opposition setzt weitreichende
Zugeständnisse durch. Die dringend notwendige Umverteilung von
oben nach unten will und kann sie nicht anpacken.
(rw)
(rw)
»O Tom do Brasil«, Freitag, 0.05 Uhr, Deutschlandradio Kultur
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