Aus: Ausgabe vom 27.06.2011, Seite 13 / Feuilleton
Peter Falk gestorben
Ich hätte da noch eine Frage«– nestel, nestel,
nerv, nerv. Als »Columbo«, der Polizeiinspektor ohne
Vornamen mit Glasauge und Basset-Hund, etablierte Peter Falk in der
gleichnamigen US-TV-Serie in den 1970er Jahren einen neuen Typ des
lässigen, aber unbestechlichen Ermittlers. Columbo wirkte
stets wie gerade aufgestanden, nachdem er in seinem Trench
übernachtet hatte und sich auf dem Weg zum nächsten
Ruhekissen in fremden Wohnzimmern verirrt hatte. 1988 schrieb Mark
Siemon in der FAZ: »Die stilisierte Welt ist Columbos
eigentlicher Gegner, mit dem er mehr zu kämpfen hat als mit
Indizien und Beweisen... Er ist der Anti-Yuppie schlechthin: er
raucht, ist verheiratet und immer irgendwie müde... Er ist wie
ein Wesen von einem anderen Stern, der kommt, um uns aus den
Zwangsumständen der immer aufgedrehten jungen Erfolgreichen zu
befreien«.
Den Trenchcoat brachte Falk aus seinem Privatbestand mit zu den Dreharbeiten. Über seinen Detektiv sagte er einmal: »Er tut einem leid. Er scheint nichts zu sehen, aber er sieht alles. Unter seiner Zerzaustheit arbeitet ein scharfer Verstand«. Bis heute kann man ihn zufällig in irgendeinem Spätprogramm antreffen. In seinen besten Zeiten erhielt Falk pro Folge 750000 Dollar und war damit der bestbezahlte Fernsehschauspieler.
1955 hatte er mit der Schauspielerei angefangen, weil ihn sein Job bei der Finanzbehörde zu sehr langweilte. Vorher war er ebenso Koch bei der Marine gewesen wie der Chef einer Rockerbande. Und ein Politikwissenschafter. Falk spielte erst Off-Broadway und dann Nebenrollen in Hollywood. Jeweils für einen Oscar nominiert wurde er für seine Leistungen in »Unterwelt« (1960) und Frank Capras letztem Kinofilm »Die unteren Zehntausend« (1961). In »Der Himmel über Berlin« (1987), der erste richtig schlechte Film von Wim Wenders, spielte Falk eine Art Columbo auf der symbolverkitschten Metaebene, der durch ein Panoptikum der unfreundlichen Mauerstadt stiefeln mußte. Mit dem Mauerfall gab es dann zum Glück neue Columbo-Folgen.
Am Donnerstag starb Falk im Alter von 83 Jahren in Beverly Hills. (jW)
Den Trenchcoat brachte Falk aus seinem Privatbestand mit zu den Dreharbeiten. Über seinen Detektiv sagte er einmal: »Er tut einem leid. Er scheint nichts zu sehen, aber er sieht alles. Unter seiner Zerzaustheit arbeitet ein scharfer Verstand«. Bis heute kann man ihn zufällig in irgendeinem Spätprogramm antreffen. In seinen besten Zeiten erhielt Falk pro Folge 750000 Dollar und war damit der bestbezahlte Fernsehschauspieler.
1955 hatte er mit der Schauspielerei angefangen, weil ihn sein Job bei der Finanzbehörde zu sehr langweilte. Vorher war er ebenso Koch bei der Marine gewesen wie der Chef einer Rockerbande. Und ein Politikwissenschafter. Falk spielte erst Off-Broadway und dann Nebenrollen in Hollywood. Jeweils für einen Oscar nominiert wurde er für seine Leistungen in »Unterwelt« (1960) und Frank Capras letztem Kinofilm »Die unteren Zehntausend« (1961). In »Der Himmel über Berlin« (1987), der erste richtig schlechte Film von Wim Wenders, spielte Falk eine Art Columbo auf der symbolverkitschten Metaebene, der durch ein Panoptikum der unfreundlichen Mauerstadt stiefeln mußte. Mit dem Mauerfall gab es dann zum Glück neue Columbo-Folgen.
Am Donnerstag starb Falk im Alter von 83 Jahren in Beverly Hills. (jW)
Mehr aus: Feuilleton
-
Erbarmungslose Ironie
vom 27.06.2011 -
Leere Züge
vom 27.06.2011 -
Unmittelbare Entsorgung
vom 27.06.2011 -
Kommandos im Zirkuszelt
vom 27.06.2011 -
Nachschlag: Mehr als Dschungel
vom 27.06.2011 -
Vorschlag
vom 27.06.2011