Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Aus: Ausgabe vom 01.10.2011, Seite 6 (Beilage) / Wochenendbeilage

Über October Folk Club (II)

Von Reinhard Jellen
Die Münchner Band Oktober Folk Club nennt die Musik, die sie spielt, Garage-Folk. Das meint möglichst roh und laut gespielte Folkmusik, was schwarzen Folk wie Blues und Jazz mit einschließt. Desweiteren nennt sie ihre Musik Pre-War-Punk: Denn man verwirft alle Traditionen, verhält sich musikalisch völlig rücksichtslos und haut die Lieder einfach raus. Für den Sound des Oktober Folk Club charakteristisch ist der sorgfältig arrangierte Harmoniegesang, den die Band seit ihrer 60s-Folk-Rock-Phase (die Band wurde 2006 als elektrisch verstärkte Folk-Band à la Byrds gegründet) entwickelt und bisweilen Skiffle-Anleihen nimmt.

Bei den Liedern der dieses Jahr veröffentlichten CD »Now’s The Time« handelt es sich zur Hälfte um Coverversionen (von Hank Williams, Hogey Carmichael und Louis Jordan, also alles Wegbereiter hin zum Rock’n’Roll) und zur Hälfte um selbstgeschriebene Lieder, die den Anspruch haben, die heutige Zeit zu reflektieren und dennoch versuchen, sich in den Geist der Jug Band Music einzufügen.

Die meisten Lieder sind von Axel Koch geschrieben, der auch der Songwriter der Formation Der Englische Garten ist. Zwei Lieder hat auch der Geigenspieler und Münchner Poptheoretiker Martin Lickleder beigesteuert: »Champagne on the house« kommt dabei unserem am katholischen Hedonismus und an der Hegelschen Dialektik geschulten Sozialismusverständnis recht nahe, denn es gibt von Truman Capote über Karl Marx, Jean Cocteau, Django Reinhardt, Scott Smith, Thomas De Qincey, Oscar Wilde bis hin zu KLF einen kleinen Überblick dessen, was der Mensch an Schönheit in die Welt gebracht hat und wofür es sich wahrhaftig zu leben lohnt. Bei »Cupid Cubit« (Cupid ist im Englischen der Engel Armor, und Cubit ist eine alte sumerische Maßeinheit, ein Meßstab) wird uns wiederum eine Kulturgeschichte aus der Sicht des Phallus in einem schmissigen, Hank-Williams-artigen Gewand präsentiert. Wie mit der Bibel und Adam und Eva alles begann, wie der Phallus die Kulturproduktion gesteuert hat bis zur Mondlandung, bis hin zur Digitalisierung: »God made Adam / And then he made Eve / Thinkin’ ’bout nothing/ Was their leitmotif / But then a snake came along / And really filled them in: ›Aw, you’re such a nice couple / But you don’t know what you’re doin!‹« Weiter heißt es darin: »A bite took Adam/ And he cried out: ›Wow!/ What a wholesome Daddy – I am!‹ He got that Cupid’s Cubit, it’s too good to be true / It’s the measurement of his love / He can scoop it, loop it, dupe it, duplicate his fate to boot, it’s / Only jerks that run in circles? Well, that’s what Winnie the Pooh did! / Cupid’s Cubit is much better than your latest Youtube hit.«

Und auch wenn die Musik, auch weil sie zu den Ursprüngen des Rock’n’Roll zurückkehrt, bisweilen nach für die Menschen recht unerquicklichen Zuständen zu Zeiten der wirtschaftlichen Depression klingt: Wer sagt denn, daß man zu dieser Art von Depression nicht tanzen kann?

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