Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Aus: Ausgabe vom 13.10.2011, Seite 3 / Schwerpunkt

Symbolisch und kurz

Die Rebellion war symbolisch. Und sie war kurz. Auf die Niederlage der IG-Metall-Spitze beim Versuch, die Zahl geschäftsführender Vorstandsmitglieder von sieben auf fünf zu verringern, folgten beim Gewerkschaftstag in Karlsruhe am Dienstag abend fulminante Wahlergebnisse für die alten und neuen Spitzenfunktionäre. Der Erste Vorsitzende Berthold Huber erzielte 96,2, Kassierer Bertin Eichler gar 97,9 Prozent der Stimmen. Lediglich Vize Detlef Wetzel bekam mit 83,8 Prozent einen kleinen Dämpfer für seine treibende Rolle bei der umstrittenen Organisationsreform.

Es mutet absurd an. Während die Welt aus den Fugen gerät, die Finanzmärkte zittern und ein erneutes Abrutschen in die Krise droht, beschäftigt sich der Kongreß der weltweit größten Industriegewerkschaft vor allem damit, ob er fünf oder sieben geschäftsführende Vorstandsmitglieder wählen soll. Doch hinter dieser Frage standen ganz andere: Wie stark kann das Führungsduo Berthold Huber und Detlef Wetzel von oben durchregieren? Müssen die Großbezirke Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen auf andere Gewerkschaftsregionen Rücksicht nehmen? Spielen die einstigen »Traditionalisten« noch eine Rolle?

Ausgesprochen wurden diese Fragen nicht. Doch bei geheimer Abstimmung sahen offenbar viele die Chance, ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen– und erschraken gleich ein wenig vor der eigenen Courage. Hubers gutes Wahlergebnis ist, so paradox es klingt, auch Folge seiner wenige Stunden zuvor eingefahrenen Niederlage. Über die tatsächliche Unterstützung für den obersten Metaller sagt das nicht unbedingt etwas aus. Und über seine Zukunft auch nicht.

Ob Huber die vollen vier Jahre, für die er gewählt wurde, im Amt bleibt, ist offen. Bereits in zwei Jahren soll ein weiterer, außerordentlicher Gewerkschaftstag stattfinden, der eine Verjüngung der Führungsgremien herbeiführen soll. Ob dann, wie in der IG Metall üblich, der Zweite Vorsitzende zum Chef aufrückt, wird wohl noch Gegenstand apparatinterner Konflikte werden. Wie diese weitergehen, ist zwar nicht bedeutungslos, für die realen, betrieblichen und politischen Auseinandersetzungen aber auch nicht entscheidend. Ein politischer Kurswechsel – weg vom Modell der »Sozialpartnerschaft«, hin zu einer kämpferischen Orientierung – ist jedenfalls nicht in Sicht. (dab)

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