Aus: Ausgabe vom 05.11.2011, Seite 12 / Feuilleton
Unterwanderte Opposition
Die Kundgebung am 4.November 1989 auf dem Berliner Alexanderplatz gilt als Triumph der DDR-Opposition. Ein Redner war der damalige DEFA-Dokfilmer Joachim Tschirner, bekannt für einen Zyklus über Arbeiter im Thüringer Stahlwerk Maxhütte (heute ist seine Tochter Nora bekannter). Auf dem Alex forderte Tschirner, jeder solle »die persönliche politische Konsequenz aus dem eigenen Versagen« ziehen. 22 Jahre später stellte Die Welt am Freitag seine Stasiakte vor. Tschirner verpflichtete sich 1973 als Student, »alle mir zugänglichen Informationen« an die Stasi weiterzugeben und wählte den Decknamen »Hans Matusch«. Monate später lobte die Behörde seine »Einsatzbereitschaft«. 1984 erhielt der IM die Stasi-Medaille »Für treue Dienste« in Bronze. Den Anwurf der Welt, er habe Leute verpfiffen, quittierte Tschirner mit »Das ist natürlich beschissen.« (jW)
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