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Aus: Ausgabe vom 24.11.2011, Seite 3 / Schwerpunkt

Rechtes Netz

Das Internetportal german-foreign-policy.com berichtete am Mittwoch über internationale Verbindungen der Thüringer Neonaziszene:

Mutmaßliche Unterstützer der Neonazi-Terrorgruppe NSU (»Nationalsozialistischer Untergrund«) haben systematisch Beziehungen ins europäische Ausland aufgebaut. Auf Festivals, die sie organisierten, trafen mehrere Jahre lang extrem rechte Bands und Politfunktionäre aus einer Reihe europäischer Länder zusammen. Während in Städten wie Athen oder Lissabon derartige Treffen aufgrund von Massenprotesten oder staatlichem Einschreiten »gar nicht bzw. nur in eingeschränktem Maße stattfinden konnten«, sei »in der Thüringer rechtsextremen Szene relativ unbehelligt ein neuer Schwerpunkt europäi­scher Vernetzung« entstanden, berichten Experten. Die Festivals intensivierten etwa die Kontakte deutscher Neonazis nach Ungarn und in die Tschechische Republik, die sich bis heute in deutscher Beteiligung an Demonstrationen oder an Gewalttaten mit extrem rechtem Hintergrund äußern. Zudem dienten sie zeitweise dem Aufbau der »European National Front«, einem europaweiten Parteienbündnis der extremen Rechten. Daran war die NPD beteiligt, die dafür bekannt ist, zahlreiche V-Männer des deutschen Inlandsgeheimdienstes auf ihren Führungsebenen zu beherbergen. Details über die womöglich auch steuernde Präsenz von V-Leuten in der Neonaziszene Thüringens und eventuell gar unter den Terrorhelfern werden bis heute geheimgehalten.

Zu den mutmaßlichen Unterstützern des NSU gehörten jüngsten Berichten zufolge zwei einflußreiche Aktivisten der thüringischen Neonaziszene. Dabei handelt es sich um die langjährigen NPD-Funktionäre Ralf Wohlleben und Andre Kapke. (…) Sie organisierten 2005 bis 2009 in Thüringen unter anderem das internationale Neonazifestival »Fest der Völker«. (…) Dieses hat stark dazu beigetragen, Neonaziver­einigungen im europäischen Ausland an die deutsche Neonaziszene anzubinden. Zsolt Illés etwa, der 2005 erstmals in Thüringen gastierte, trat später erneut in Deutschland auf. Bei einem »Europatag« der NPD-Jugendorganisation »Junge Nationaldemokraten« erklärte der einflußreiche ungarische Rechtsextremist, die Anwesenden seien »Nachfolger und Erben der kämpfenden europäi­schen Helden«, die im Zweiten Weltkrieg »Europa gegen die Alliierten verteidigt haben«. Damit seien sie »Vorkämpfer für die Zukunft unserer weißen Kinder«. (…) Neben den Kontakten nach Ungarn wurden auf Betreiben von Wohlleben und Kapke in Thüringen auch die Kontakte in die Tschechische Republik gestärkt. (…)

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