Aus: Ausgabe vom 28.01.2012, Seite 3 / Schwerpunkt
»Wir stehen noch am Anfang«
Dankesrede der deutsch-israelischen Menschenrechtsanwältin Felicia Langer bei der Entgegennahme des palästinensischen Ordens für besondere Verdienste aus der Hand von Präsident Mahmud Abbas am 17. Januar 2012 in Berlin:
(…) Ich bin sehr glücklich und tief bewegt von dieser wundervollen und inspirierenden Ehrung, welche ich mit tiefer Dankbarkeit annehme. (…) Die Palästinenser, enteignet und gequält durch Israel, haben mein Herz und meine Seele gewonnen und dies bis auf den heutigen Tag. So sehr ich konnte, habe ich versucht, den Opfern der israelischen kolonialen Besatzung in und außerhalb der Gefängnisse zu helfen, damit die Wahrheit über die israelische Unterdrückung überall ans Licht kommt, um damit Frieden und Gerechtigkeit zwischen dem palästinensischen und dem israelischen Volk voranzubringen.
Ich habe eins meiner ersten Bücher über die Folter an palästinensischen Gefangenen in den frühen 70er Jahren betitelt mit »Dies sind meine Brüder« und so ist es geblieben. (…) Israel ist der einzige Staat in der Welt, der ununterbrochen seit 44 Jahren eine grausame, koloniale Besatzung entgegen den Maximen des internationalen Rechts aufrechterhält, und die Welt toleriert das. Wir sollten auch niemals die Verbrechen gegen das Volk von Gaza vergessen, die unter dem Namen »Gegossenes Blei« vor zwei Jahren verübt worden sind.
Ich bin sehr glücklich, durch Sie in einer Ära der arabischen Revolutionen ausgezeichnet zu werden, trotz all ihrer Schwierigkeiten und Rückschläge. Dieser gesegnete Wind der Veränderung wird die Palästinenser nicht vergessen. Wir stehen noch am Anfang. Wir stehen auch am Beginn der palästinensischen Einheit. (…) Wenn Israel sich nicht vollständig abwendet von seiner zerstörenden und friedensfeindlichen Politik, wird es eine Insel der Apartheid im Nahen Osten bleiben, ohne jede Zukunft. Dies ist auch die Meinung der israelischen Friedenskräfte. Die wahren Freunde Israels müssen dies erkennen!
Mein Ehemann, ein Opfer des Holocaust, und ich selbst haben daraus eine Lektion gelernt, und die heißt »Menschlichkeit«. Diejenigen, die das nicht wahrhaben wollen, wie die israelische Regierung, verraten unsere Opfer. Das palästinensische Volk hat entsprechend internationalem Recht wie jedes andere Volk unter der Sonne das legitime Recht auf Selbstbestimmung und darauf, ein Mitglied der Vereinten Nationen zu werden. Das wird geschehen, genauso wie es in der UNESCO geschehen ist. Der Tsunami des palästinensischen Strebens nach Freiheit wird nicht enden, er ist unbesiegbar! (…) Vereint im gerechtem Kampf!
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