Gegründet 1947 Donnerstag, 23. Januar 2025, Nr. 19
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
Aus: Ausgabe vom 01.10.1997 / Ausland

Gemetzel in Algerien geht weiter

UNHCR drängt auf ausländische Intervention
Von AP/jW

In Algerien gehen die Massaker an der Zivilbevölkerung unvermindert weiter. Am Dienstag häuften sich die Berichte über neue Greueltaten, bei denen nach Angaben aus Krankenhäusern mindestens 84 Menschen auf teilweise grausame Weise getötet wurden. In der Ortschaft Chebil rund 50 Kilometer südlich von Algier wurden 52 Mitgliedern einer Sippe die Kehlen durchschnitten oder die Köpfe abgetrennt. Unter den Opfern war auch ein Baby. Fünf Frauen wurden entführt.

Nahe Blida fielen in der Nacht zum Montag Angreifer mit Schwertern über einen Bauarbeitertrupp her, töteten vier Menschen und verletzten drei weitere. Nur einen Kilometer entfernt schnitten als Polizisten verkleidete Mörder einem Paar und deren beiden Töchtern die Kehlen durch; drei junge Frauen wurden verschleppt. Weitere Morde wurden in den Randbezirken der Hauptstadt Algier und in der Nähe der marokkanischen Grenze verübt.

Algerische Medien berichteten am Dienstag, daß die Sicherheitskräfte bei ihrer jüngsten Offensive gegen die Bewaffnete Islamische Gruppe (GIA), die als die gewalttätigste Organisation der Fundamentalisten gilt, 84 Extremisten getötet hätten. Dem seit fünfeinhalb Jahren andauernden Kampf der Extremisten gegen die vom Militär unterstützte Regierung in Algier fielen mehr als 60 000 Menschen zum Opfer.

Die neue UN-Flüchtlingskommissarin Mary Robinson versuchte unterdessen in einem Gespräch mit dem algerischen Außenminister Ahmed Attif, die algerischen Behörden von der Notwendigkeit einer ausländischen Intervention zu überzeugen, um dem Blutvergießen ein Ende zu bereiten.

Die französische Regierung kündigte Einreiseerleichterungen für Algerier an.