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Aus: Ausgabe vom 29.03.2012, Seite 3 / Schwerpunkt

Hintergrund: Puerto Ricos Kolonialstatus

1493 erklärt Christoph Kolumbus die Insel zum »Besitz der spanischen Krone« und nennt sie »San Juan Bautista« (nach Johannes dem Täufer). 1508 beginnt Juan Ponce de León von Hispaniola (Haiti) aus die Kolonisierung, wobei die Taíno, die Ureinwohner, fast vollständg vernichtet werden. Ab 1521 taufen die Spanier die Insel Puerto Rico (reicher Hafen) mit der Hauptstadt San Juan. Als Arbeitskräfte für die Goldminen und Zuckerrohrplantagen werden Sklaven aus Afrika hierher verschleppt. Die Insel wird zum militärischen Vorposten der Spanier zur Kontrolle über die Region. Der lateinamerikanische Befreiungsprozeß, für den die Revolution in Haiti und Namen wie Simón Bolivar und José Martí stehen, erschüttert jedoch das spanische Imperium. 1898 löst die aufstrebende Kolonialmacht USA die spanische ab und erobert Kuba, Puerto Rico, Guam und die Philippinen.

1900 etablieren die USA ihre Kolonialregierung und führen den US-Dollar als Währung ein. Den Gouvereur ernennt der US-Präsident. 1901 erklärt der U.S. Supreme Court die Insel zum »non-incorporated territory, das zu den Vereinigten Staaten gehört, aber kein Teil von ihnen ist«. Im Zuge der anglophonen Vorherrschaft wird die Insel »Porto Rico« genannt und Englisch erste Amts- und Unterrichtssprache. 1917 erhalten die Puertoricaner kurz vor Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg eine Teilstaatsbürgerschaft, die es erlaubt, sie als Wehrpflichtige einzuziehen. 1950 erläßt die US-Regierung das Public Law 600, mit dem die koloniale Bindung der Insel an die USA zementiert wird. Am 25. Juli 1952, 54 Jahre nach der Invasion, setzen die USA in Puerto Rico eine Verfassung in Kraft, die bis heute trotz geringer Reformen (Wahl des Gouverneurs, eingeschränkte Autonomie, Spanisch als erste Sprache) gilt. Der »Commonwealth of Puerto Rico« (assoziierter Freistaat) verzichtet darin auf sein Selbstbestimmungsrecht.

Als Reaktion auf die Unabhängigkeitsbewegung führten die USA 1967, 1993 und 1998 Referenden durch. Die Indipendentistas riefen jeweils zum Boykott auf. Aber auch die abstimmenden Inselbewohner lehnten es ab, 51. Bundesstaat der USA zu werden. Auf Beschluß der »Arbeitsgruppe Puerto Rico« des Weißen Hauses wird ein erneutes Referendum parallel zur US-Präsidentenwahl im November 2012 stattfinden.
(jh)

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