Presse und Linke: Lafontaine als Regenwurm
»Der Kaiser mußte sich von den Kurfürsten wählen lassen, ehe er mit Fug und Recht die Krone tragen durfte. Oskar Lafontaine aber will höher hinaus als der Kaiser – er wünscht, ohne Gegenkandidaten zum Vorsitzenden der Linken gewählt, also gar nicht gewählt, sondern per Akklamation ernannt zu werden. (…) Das erinnert an das Selbstbewußtsein der Regenwürmer: ›Was sind wir doch für ein rapides Geschlecht, ich sah erst gestern einen Vogel, der mußte die Flügel bewegen, um vorwärts zu kommen.‹ (Gottfried Benn)«
Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung verteilte ihre Sympathien noch offenherziger. Auf Seite eins gab sie in einer Glosse komplett das wieder, was einem beim Stichwort Linke einzufallen hat. Zu den Bedingungen Lafontaines für eine Wahl zum Parteichef gelten demnach: »Die Partei wird in ›Die Linke feat. Oskar Lafontaine‹ umbenannt« oder »Auf Fotos in allen offiziellen Drucksachen der Partei wird der Genosse Bartsch, Dietmar herausretuschiert« oder »Künftig übernimmt die Partei Honorar und Reisespesen für Sahras Augenbrauenzupfer«. Dieselbe Ausgabe enthält einen langen Text »featuring« Dietmar Bartsch. Bei der Schilderung seiner Karriere ließ die Autorin lediglich das Jahr 2002 weg, als er – seinerzeit Wahlkampfchef der PDS – den Wiedereinzug der Partei in den Bundestag vergeigte.
(jW)
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