Neuer Bundeswehr-Skandal in Kroatien

Die Bewohner des Badeortes Gradac bei Makarska waren am 4. September Zeugen einer ausgelassenen Feier deutscher SFOR-Soldaten und einer kleineren Gesellschaft einheimischer Neo-Ustaschen, die mit der lokalen Drogenmafia vereinigt sind, wie das kroatische Oppositionsblatt Feral Tribune in seiner Ausgabe vom 22. September berichtete.

Etwa zehn Bundeswehrsoldaten gingen an diesem Tag in die Kneipe »U skaline«, wo sie sich zusammen mit den kroatischen Gästen betranken. Das Trinkgelage dauerte bis in die frühen Morgenstunden, was an sich ohne einen größeren Skandal hätte über die Bühne laufen können, wenn nicht einer von ihnen eine feurige Rede gehalten hätte, in der er unter anderem sagte: »Meine Mutter läßt mir ausrichten, ich solle die Arbeit fortführen, die mein Vater (im vergangenen Krieg) in diesem Land begonnen hat und die noch nicht vollendet ist. Ich solle meinen Bruder suchen.«

Da die Kneipe eine mächtige Beschallungsanlage besitzt und auf Bäumen vor dem Haus Lautsprecher angebracht sind, konnten die Einwohner des Ortes und die ausländischen Touristen bis in den Morgen hinein zudem hören, wie die BRD-Soldaten in den Takten des »Horst-Wessel-Liedes« schwelgten.

»Skaline« bedeutet »Treppe«, das »U« im Namen des Lokals steht für Ustascha, hat jedoch auch noch andere Bedeutungen wie »zu«, »bei« etc. Die Eigentümerin ist Snjezana Jelavic, eine der wenigen lokalen Angehörigen der nationalistischen kroatischen Partei HDZ, und der Name der Kneipe ist logischerweise mit einem großen »U« geschrieben, während die Buchstaben des Wortes »skaline« - symbolisch eine Treppe bildend - in der rechten Ecke des Schildes angebracht sind. Die größte Verbitterung über diesen Zwischenfall empfanden die zahlreichen tschechischen Touristen, die den »Himmel auf Erden« zu den Klängen nazistischer Märsche schon einmal erlebt haben, während die Einwohner von Gradac stillschweigend über alles hinweggegangen sind, so Feral Tribune.