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Aus: Ausgabe vom 03.08.2012, Seite 15 / Feminismus

Die Frauen der Mendelssohns

Berlin. Fromet Gugenheim (1737–1812) heiratete vor genau 250 Jahren in Berlin den – später berühmten – Seidenwarenhändler, Aufklärer und Philosophen Moses Mendelssohn (1729–1786). Es war eine Liebesheirat, damals völlig unüblich. Mindestens zehnmal war sie schwanger, sechs Kinder wurden erwachsen. Die Familie lebte nach den jüdischen Ritualgesetzen, unterhielt aber enge Kontakte zu jüdisch-reformerischen und zu christlichen Freunden.

Die älteste Tochter Brendel löste sich aus der noch vom Vater beschlossenen Ehe. Schreibend und übersetzend verdiente sie in der selbstgewählten neuen Partnerschaft so lange das Geld, bis ihr zweiter Mann auskömmliche Anstellungen fand. Als erstes der Kinder von Fromet und Moses konvertierte sie zum christlichen Glauben und wurde als Dorothea Schlegel bekannt. Die jüngere Schwester Reikel dagegen ist fast vergessen: auch sie ließ sich von dem von Moses ausgesuchten Ehemann scheiden. Gemeinsam mit einer Tochter betrieb sie ein Erziehungsinstitut für Mädchen. Und die jüngste Tochter Jente entschied sich früh gegen eine Verehelichung, für den Katholizismus und eine jahrzehntelange Berufstätigkeit. Sie gehörte zu den ersten namentlich bekannten Frauen, die als Erzieherin und Lehrerin eigenständig für ihren Unterhalt sorgen konnten. Fromet führte mit Moses Mendelssohn gemeinsam – und während seiner beruflich bedingten Abwesenheit – auch allein und selbstbewußt ein »offenes Haus« in der Art, wie es ihre Töchter und deren Freundinnen eine Generation später als »Berliner Salon« berühmt machen würden.

Noch bis zum Jahresende gibt es in Berlin, Leipzig und anderen Städten vielfältige Veranstaltungen, organisiert von der Mendelssohn-Gesellschaft. Die kleine, sehr feine Ausstellung »Hochzeit! – Liebes- und Trennungsgeschichten aus 250 Jahren« ist im Berliner Mendelssohn-Zentrum bei freiem Eintritt noch bis 22. August zu sehen.

In der 700jährigen Heilig-Geist-Kapelle an der Spandauer Straße kann man täglich von 12 bis 18 Uhr einige besonders wertvolle und schöne Exponate betrachten. Auch Musik spielt eine wichtige Rolle, darunter natürlich Kompositionen von Fromets Enkelkindern Fanny Hensel und Felix Mendelssohn Bartholdy.

Noch bis zum Winter finden Stadtrundgänge statt, darunter speziell zu Berliner Lebensorten Fromet Mendelssohns.

(jW)

Nächste Termine der Rundgänge: Di., 7. August, 11 Uhr; Do, 9. August, 14 Uhr (jeweils Start ab Gorki-Theater); Sa, 18. August, 11 Uhr, Neptunbrunnen. Teilnahmebeitrag: 8 Euro, Dauer etwa 2 Stunden. Anmeldung: reservierung@­mendelssohn-remise.de

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