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Aus: Ausgabe vom 09.08.2012, Seite 12 / Feuilleton

Disco-Ökonomie

Schon seit längerem schlagen kleinere Musik-Clubs Alarm wegen der geplanten GEMA-Tarif-Reform. Für das Abspielen GEMA-pflichtiger Musikstücke sollen die Betreiber bis zu 2000 Prozent Mehrausgaben haben, so heißt es, während die GEMA steif und fest behauptet, alles wäre supergerecht. Nun hat der hessische Wirtschaftsminister Florian Rentsch (FDP) erklärt, die Tarifrefom der GEMA stelle eine ernste Gefahr für Gaststätten und Discos dar. Rentsch geht sogar von Gebührenerhöhungen bis zu 2 800 Prozent aus, womit der Ruin für bestimmte Musikveranstaltungen absehbar sei. Der drohende Arbeitsplatzverlust könne auch nicht im Interesse der von der GEMA vertretenen Künstler liegen, schrieb er in einem mahnenden Brief an eben diese.

Was bei dieser Diskus­sion unter den Tisch fällt, war kürzlich in einem Info des Berliner Independentlabels Staatsakt zulesen: »Kennen Sie die genaue Kalkulation für ein Gramm Koks?! Wieviel davon landet am Ende in der Küche des Herstellers?! Na und welche Distributionswege geht das Pulver, bis es in Ihrer Nase landet?! Landen davon vielleicht auch ein paar Euro bei frauenfeindlichen, rassistischen Arschlöchern?! Höchstwahrscheinlich sogar. Das ist doch... Scheiße! (...) Warum kostet das verdammte Clubbier mind. 2.50 Euro?! Wer verdient genau wieviel daran?! Hat mich jemals jemand gefragt, was ich für einen angemessenen Bierpreis halte?! Von den Longdrinks ganz zu schweigen... Sie sehen (sehr vereinfacht dummgestellt!): Die Kohle, die am Wochenende im Club verpraßt wird, landet in den unterschiedlichsten Tresoren: Von der Bikergang mit Zugang zum verrückten Professor in der Kokainküche, in prekären Haushalten (geile und günstige Arbeitskräfte) und naturgemäß am allermeisten in großen, gigantischen, multinationalen Unternehmen.« (jW)

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