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Aus: Ausgabe vom 17.09.2012, Seite 3 / Schwerpunkt

Deutsche Tradition

Kriegsübungen in der Heide

Panzer rattern übers Gelände, Militärhubschrauber und -flugzeuge dröhnen in der Luft, Schüsse fallen. Für die Menschen in den Dörfern rund um das Gefechtsübungszentrums (GÜZ) des Heeres in der Altmark ist das normal. Denn in der Nachbarschaft trainiert an 250 Tagen im Jahr die Bundeswehr. Rund 20000 Soldaten aus Deutschland und anderen EU-Staaten werden hier jährlich für Kriegseinsätze ausgebildet. Der 232 Quadratkilometer große Truppenübungsplatz nimmt fast ein Drittel der Colbitz-Letzlinger Heide ein, die Deutschlands größte unbesiedelte Fläche und zugleich Naturschutz- und Trinkwassergebiet ist.

Das GÜZ zählt zu den modernsten militärischen Anlagen weltweit. Hochtechnologiecomputer und Lasersysteme ermöglichen Kampfszenarien, wie sie echter nur im im Krieg sein können. Es gibt nachgebaute »kosovarische Dörfer« und »afghanische Siedlungen«. Auch in alten Kasernen und Wohnhäusern der Sowjetarmee üben Soldaten den Häuserkampf. Im Kontrollzentrum bei Letzlingen wird jeder Schuß, jeder Treffer überwacht. Pieptöne signalisieren Verwundungsgrad oder Tod.

Das läßt man sich einiges kosten. Allein für die Ausstattung des GÜZ mit Technik und Infrastruktur gingen nach Angaben der Bundesregierung in den vergangenen 18 Jahren über 700 Millionen Euro drauf. Hinzu kommen jährliche Personal- und Sachausgaben von rund zehn Millionen Euro. Auch der private GÜZ-Betreiber Rheinmetall kassierte demnach kräftig mit: 267 Millionen in den letzten zwölf Jahren. Bis 2017 soll außerdem für 100 Millionen Euro eine moderne Kriegsübungsstadt nach westlichem Muster entstehen.

»Krieg üben« hat in der Heide Tradition. Schon während des deutschen Faschismus testete die Wehrmacht ab 1934 auf dem Terrain ihre Munition. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog dort für über 40 Jahre die 47. Garde-Panzerdivision der Roten Armee ein – die Einheit, die 1945 als erste Berlin erreichte und befreite. Als sie nach 1989 abzog, diskutierte man in Sachsen-Anhalt zunächst die zivile Nutzung der Heide, entschied sich aber »wegen der Wirtschaftlichkeit« für die Bundeswehr, die 1994 den Platz bezog. (sb)

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