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Aus: Ausgabe vom 06.11.2012, Seite 3 / Schwerpunkt

Umfrage: Israelis und Apartheid

Eine Mehrheit der jüdischen Israelis begünstigt ganz eindeutig die Diskriminierung der arabischen Bürger, wie aus einer Umfrage hervorgeht, die im Oktober von der Zeitung Haaretz veröffentlicht wurde. Die Erhebung zeigt, daß für viele Ähnlichkeiten zwischen dem alten Südafrika und dem heutigen Israel auf der Hand liegen. So meinten von den 503 befragten jüdischen Israelis 58 Prozent, daß zumindest auf einigen Gebieten Apartheid gegen die Palästinenser praktiziert werde. Nur 31 Prozent sagten, es gebe in Israel nichts dergleichen. Eine Mehrheit (59 Prozent) will demnach, daß Juden bei der Zulassung zu Arbeitsstellen bei Regierungsministerien den Arabern vorgezogen werden. Fast die Hälfte der Juden, (49 Prozent) will, daß sie der Staat besser behandelt als Araber; 42 Prozent wollen nicht mit Arabern im selben Haus wohnen. Ein Drittel der jüdischen Öffentlichkeit wünscht ein Gesetz, daß die israelischen Araber von der Abstimmung für die Knesset ausgeschlossen werden, und eine große Mehrheit von 69 Prozent ist dagegen, 2,5 Millionen Palästinensern das Stimmrecht zu geben, wenn Israel die Westbank annektiert. Drei Viertel der Befragten finden es richtig, daß es dort getrennte Straßen für Palästinenser und Israelis gibt.

Die Neue Zürcher Zeitung kommentierte in der vergangenen Woche: »Die Israelis haben anscheinend weniger Vorbehalte gegen die Apartheid selbst als dagegen, ihrer bezichtigt zu werden.« Der Haaretz-Kolumnist Gideon Levy spitzte zu, diesmal seien es nicht die Kritiker zu Hause oder im Ausland, sondern die Israelis, die sich selbst »offen, scham- und schuldlos als nationalistische Rassisten« erklären. Das Image von Israel im Jahr 2012, so Levy: »Wir wollen keine Araber, keine Palästinenser, keine Gleichheit – und der Rest soll zur Hölle gehen. (…) Wir werden wieder Netanjahu wählen, davon sprechen, daß wir die einzige Demokratie im Nahen Osten sind und klagen, daß die ganze Welt gegen uns ist.« Eine Zukunft hat das Land so nicht.


(rg)

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