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Aus: Ausgabe vom 30.01.2013, Seite 13 / Feuilleton

Der Stellvertreter

Von Wiglaf Droste
Als ich im Jahr 1979 im Alter von 17 Jahren bei meinen Eltern auszog, ging es mir schlagartig gut. An den drei Nachmittagen pro Woche, an denen ich keinen Schulunterricht hatte, arbeitete ich für den Freiheitslohn von sieben Mark fünfzig in einer kleinen Fabrik, in der ich Knochenarbeit leistete. Ich wußte, wofür ich es tat: Ich war frei, jedenfalls von meinen Eltern und ihren Diktaten, und genau darum ging es ja erst mal.

Der Spott der Arbeiter gegenüber der jugendlichen Hilfskraft war nicht weniger erhellend. Sie nannten mich »Joghurt«, weil ich damals sehr dünn war, waren aber sonst solidarisch. Als einmal der »Vizechef« als Eier-in-der-Hand-Halter sich aufmandelte, wurde er einfach ausgelacht. So lernte ich, was ein Vizechef ist, ein Stellvertreter.

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