Aus: Ausgabe vom 23.02.2013, Seite 12 / Feuilleton
Huhn 85
Unser Autor Klaus Huhn unterschrieb 45 Jahre lang seine Artikel mit Klaus Ullrich, weil ein sowjetischer Offizier, der seine Einstellung beim KPD-Organ Deutsche Volkszeitung im Juni 1945 bestätigte, es für abträglich hielt, wenn auffiele, daß er im US-amerikanischen Sektor Berlins wohnte. Später meinten die ND-Chefredakteure – er ist das letzte lebende Mitglied der Gründungsredaktion –, dieser Name sei etabliert, und erst als ihn das ND 1990 gewissermaßen als Altlast entsorgte, kehrte er zu seinem Geburtsnamen zurück und gründete den Spotless-Verlag, in dem über 250 Taschenbücher erschienen. Spotless ist englisch für »makellos«, gemeint ist die Vorneweg-Verteidigung der untergegangenen DDR gegen verschiedene Unsympathen.
Als er 1990 mit der höchsten kanadischen Sportjournalistenauszeichnung geehrt werden sollte, intervenierte eine Ministerin der De-Maiziere-Regierung, was die kanadische Regierung bewog, ihm die Auszeichnung per Post zustellen zu lassen. Freundlicher ging der Vatikan mit ihm um, nachdem er – Titel seiner Memoiren – dem »Papst aus der Klemme geholfen« (Berlin 2011) hatte. Gemeinsam mit dem norwegischen Kronprinzen Harald fand er einen Weg, die DDR-Mannschaft in einer Interflugmaschine von der Ski-WM 1966 heimzuholen, nachdem die Bundesregierung deren Landung vereiteln wollte. Die Maschine durfte auf einem NATO-Flugplatz landen. 38mal gehörte er zu den Organisatoren der Friedensfahrt und wurde auch mit dem höchsten französischen Radsportorden ausgezeichnet. Am Sonntag feiert er seinen 85. Geburtstag, trägt 24 Stunden wieder den Namen »Klaus Ullrich« und ist demzufolge unauffindbar. (jW)
Als er 1990 mit der höchsten kanadischen Sportjournalistenauszeichnung geehrt werden sollte, intervenierte eine Ministerin der De-Maiziere-Regierung, was die kanadische Regierung bewog, ihm die Auszeichnung per Post zustellen zu lassen. Freundlicher ging der Vatikan mit ihm um, nachdem er – Titel seiner Memoiren – dem »Papst aus der Klemme geholfen« (Berlin 2011) hatte. Gemeinsam mit dem norwegischen Kronprinzen Harald fand er einen Weg, die DDR-Mannschaft in einer Interflugmaschine von der Ski-WM 1966 heimzuholen, nachdem die Bundesregierung deren Landung vereiteln wollte. Die Maschine durfte auf einem NATO-Flugplatz landen. 38mal gehörte er zu den Organisatoren der Friedensfahrt und wurde auch mit dem höchsten französischen Radsportorden ausgezeichnet. Am Sonntag feiert er seinen 85. Geburtstag, trägt 24 Stunden wieder den Namen »Klaus Ullrich« und ist demzufolge unauffindbar. (jW)
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