Lesetips
Arbeiter in der Arabellion
Der »Arabische Frühling« hat ein neues Kapitel in der Entwicklung Nordafrikas und des Nahen Ostens aufgeschlagen. Eine vom internationalen Bildungswerk »tie« herausgegebene Broschüre beleuchtet am Beispiel von Tunesien und Ägypten, welche Rolle die Arbeiterschaft in den revolutionären Erhebungen gespielt hat. Letztlich seien es Generalstreiks gewesen, die die Diktaturen beider Länder zu Fall brachten, so der Autor Michael Fütterer. Die Beschäftigten hätten sich unabhängig von den staatstragenden Gewerkschaften organisiert und eigene Vereinigung aufgebaut. Wie das geschehen ist, stellen Aktivisten aus den genannten Ländern in Interviews dar, die durch kurze Analysen ergänzt werden. Die Beiträge helfen, die revolutionären Entwicklungen, aber auch ihre aktuellen Komplikationen zu verstehen.Denn das Ergebnis des demokratischen Aufbruchs ist noch offen. »Heute stehen sie (die Arbeiter) vor der Frage, ob sie mit den Revolutionen nur die alten Despoten verjagt haben oder ob sie darüber hinaus grundlegende soziale und demokratische Veränderungen erreichen können«, heißt es im Einleitungstext der Broschüre. Die Revolten hätten einen politischen Neuformierungsprozeß angestoßen. Autoritäre Krisenlösungen könnten nicht ausgeschlossen werden, seien aber auch nicht unausweichlich. (jW)
Michael Fütterer: Ein Aufbruch der ArbeiterInnen. Der Arabische Frühling in Tunesien und Ägypten. Herausgegeben von tie – Internationales Bildungswerk e.V., Dezember 2012, 51 Seiten, 5 Euro zzgl. Porto, www.tie-germany.org
Bei Prekarisierung differenzieren
Über Prekarisierung wird in Wissenschaft und Gewerkschaften viel diskutiert. Das ist auch ein Verdienst der Buch-reihe »Gute Arbeit«, die seit einigen Jahren gemeinsam von Lothar Schröder (ver.di) und Hans-Jürgen Urban (IG Metall) verantwortet wird. Die diesjährige Ausgabe befaßt sich schwerpunktmäßig mit Anti-Streß-Initiativen. In einem Einleitungsbeitrag plädieren die IG-Metall-Funktionäre Urban und Klaus Pickshaus für Differenzierung: Bei einzelnen Beschäftigtengruppen seien unterschiedliche Betroffenheiten von Prekarisierung festzustellen. Daher sei »ein differenzierter Blick auf die konkrete Ausprägung prekärer Arbeit unverzichtbar«, um »problemadäquate Reaktionen« entwickeln zu können. (jW)
Lothar Schröder/Hans-Jürgen Urban (Hrsg.): Gute Arbeit 2013. Anti-Streß-Initiativen: Impulse aus Praxis und Wissenschaft. Frankfurt am Main, Bund-Verlag, 368 Seiten, 39,90 Euro, ISBN: 978-3-7663-6191-2
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