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Aus: Ausgabe vom 25.07.2013, Seite 12 / Feuilleton

Schalldämpfer (7)

Von Wiglaf Droste
Bohlen? Es geht zu Bohlen?« Franz wurde regelrecht fröhlich. Er liebte Musik, war ein zu Recht gerühmter Country&Rhythm-DJ und bekam Pickel auf der Seele, wenn jemand Musik verheizte, schändete, mißbrauchte und frevelte und damit mehrere Generationen nacheinander in Verrohung und Stumpfheit trieb. »Laßt mich wenigstens diesen lärmenden Betriebswirt mit der Abgesägten klarmachen! Eine Ladung Indianerschrot in die Eingeweide, das ist doch adäquat und den Qualen angemessen, die er anderen bereitet.«

»Substantiell hast du recht.« Klaus sprach mit sanfter Stimme. »Sag ich doch!« erwiderte Franz herausfordernd. »Aber es geht trotzdem nicht.« Klaus blieb fest. »Natürlich legen wir dem Deppen das Handwerk und das dumme Mundwerk sowieso, aber eben leise.« Er lächelte Franz an. »Greif ihn dir in aller Stille. Ohne Dezibel. Lärm ist einfach unethisch.«

So glitten wir dahin, es war dunkel geworden, und über uns prangte ein leuchtender Sternehimmel. Jan träumte vor sich hin. »Und was machen wir hinterher? Fahren wir nach Wacken? Da könnte man doch mal im großen Stil zuschlagen?« fragte er und lächelte, als hätte er eine köstliche Süßigkeit oder einen sehr feinen Wein im Mund, während Vincent aussah, als hätte er in etwas Verdorbenes gebissen.

»Auf gar keinen Fall«, sagte Vincent entschieden. »Es ist doch gerade gut, wenn es solche Hundert-Prozent-Idiotie-Zonen gibt. Wenn 45jährige Volldebile in Wacken die Freuden der Unwürde zelebrieren, dann sind sie nicht da, wo wir es gern haben. Die ghettoisieren sich selbst, das ist ein Segen. Genau wie bei Formel-eins-Rennen: Wer sich das freiwillig antut, bedarf keiner Strafe mehr, der hat die Höchststrafe schon weg.«

Er sah Jan an, klar und gütig. »Wir können und wollen uns doch nicht um jeden einzelnen Radaumacher kümmern«, sagte er mit einem versonnenen Blick auf seinen Präzisionsbogen, den er an der Wagendecke befestigt hatte. »Ideal wäre es, immer gleich einen sehr hohen Zaun um diese Irrsinnigenversammlungsstätten zu ziehen. Wenn man ab und zu Bier, Schweinerippchen und Dixi-Toiletten abwürfe, wären die lecker zufrieden und vermißten nichts. Aber das ist Zukunftsmusik«, schloß er und hob die Achseln.

wird fortgesetzt

PEN-Preis

Der Hermann-Kesten-Preis des deutschen PEN-Zentrums geht an die britische Organisation »Index on Censorship«. Sie habe in ihrer über vierzigjährigen Existenz Verstöße gegen die Freiheit des Wortes in der früheren Sowjetunion oder in China ebenso angeprangert wie Zensur in rechten Diktaturen. (dpa/jW)

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