Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Aus: Ausgabe vom 12.08.2013, Seite 13 / Feuilleton

Schalldämpfer (22)

Von Wiglaf Droste
Auch im Elektro-Van lief das Kulturradio; es drehte sich um das Thema Ausbildungsplätze, also nicht um Ausbildungsplätze, sondern im Gegenteil um das Thema Ausbildungsplätze; so geht Feuilleton. Der deutsche Handwerkspräsident Otto Kentzler wurde zitiert: »Der Meister von morgen ist ein Türke.« Klaus lachte grimmig: »Vor knapp 70 Jahren hat Paul Celan die ›Todesfuge‹ geschrieben, ›Der Tod ist ein Meister aus Deutschland‹, und jetzt wollen sie es den Türken anhängen.« Als Franke sagte Klaus aber selbstverständlich nicht »den Türken«, sondern »den Dürgen«.

»Der Tod ist deutscher Meister und heißt Bayern München, und Uli Hoeneß ist ein Elefant im Paul-Celan-Laden«, ergänzte Franz, während im Radio jetzt die Affäre Suhrkamp breitgelatscht wurde. Als »Experten« hatte sich die Radioredaktion einen Uwe Müller von der Welt eingehandelt, der sich rasch als zuverlässiger Stützstrumpf von Stammelei und öffentlicher Stumpfheit erwies. Sein »Äääh«- und »Ääähm«-Ausstoß lag bei 40 beats per minute, und was dazwischen kam, hatte sich das Prädikat Opa Bräsig verdient. Die Moderatorin Nana Brink gab sich redlich Mühe, ihrem Gast irgend etwas wenigstens Viertelsubstantielles abzuringen, doch war alles vergebens; die Zeile »sometimes all of our thoughts are misgiven« aus Led Zeppelins Klassiker »Stairway to Heaven« lag drückend in der Luft. Mit den Worten »Herr Müller, wir müssen aber so langsam zum Ende kommen«, schnitt Frau Brink dem »Ääähm«- und »Äääh«-Mann sauber ins Geschwiemel; der alte Zumpen war so perplex, daß er nur weiterääähmääähte und kurz darauf mit einem bewundernswert freundlichen »Wir danken Ihnen für das Gespräch« aus dem Ääähmther komplimentiert wurde.

»Es geht doch noch«, freute sich Nikolaus, »aber jede Wette, daß diese Springer-Doppelnull jetzt den Abteilungsleiter oder gleich den Intendanten anruft und ihm das Hemd naßflennt über Rotfunk und freche Frauen ohne Respekt.«


Sie hatten Berlin längst erreicht und fuhren parallel zur Hochbahn durch Kreuzberg. »Vielleicht erwischen wir sie noch bei Stéphane«, sagte Klaus bedächtig und näherte sich dem Lausitzer Platz von der Manteuffelstraße aus, um die grünen Eigeneierkraulerverkehrsberuhigungshubbel zu vermeiden. Doch auf Stéphanes Terrasse war Bambule: Der hochgewachsene, breitschultrige Franzose war im heftigen verbalen Clinch mit ein paar Bullen, deren fadenscheinige Zivilistentarnung abgeblättert war. »Putain!« hörten sie Stéphane rufen, Klaus bremste scharf und fuhr rechts ran, aber diesmal hatte das nichts mit seiner leprösen Prostata zu tun. »En avant, mes braves!« rief er heroisch und stieß sich fluchend den Kopf.

wird fortgesetzt

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