Aus: Ausgabe vom 12.08.2013, Seite 3 / Schwerpunkt
Aktuelles: »Die nehmen hier alle«
Historiker aus Berlin und Münster stellten am 26. September 2011 nach zwei Jahren Forschung einen Zwischenbericht über Doping in der BRD vor. Am selben Tag veröffentlicht der Spiegel eine Zusammenfassung, in dem es heißt: »Neuen Erkenntnissen von Historikern zufolge setzte auch der Westen auf Anabolika und Testosteron. Bei den Olympischen Spielen 1972 kam die Parole ›Medaillen gewinnen mit allen Mitteln‹ nach Spiegel-Informationen direkt aus der Bonner Regierung. Auch in Westdeutschland existierte vor der Wende offenbar ein staatlich gefördertes Dopingsystem.« Die Resonanz in den Medien war gering, die Artikel von Klaus Huhn in jW vom 27. (Mit allen Mitteln aus Bonn) und 30. September 2011 (Klassenkampf, gespritzt) bildeten eine Ausnahme.
Der Münsteraner Forscher Michael Krüger, »der im Kreuzzug gegen den DDR-Sport gern in der ersten Reihe ritt«, hatte damals behauptet: »Man wird kein vergleichbares Dokument wie in der DDR finden, daß zum Doping gezwungen wurde. So etwas gibt es einfach nicht«. Huhn zitierte in seinem Artikel vom 30. September aus Zeit-Online ein Fallbeispiel: »Ein Leichtathlet gesteht: ›Ich habe mir zweimal ’ne Spritze auf Druck vom Bundestrainer geben lassen.‹ Mit einem Dopingmittel. ›Ich habe dann gesagt, ich brauche den Scheiß nicht, ich hör da auf, ich mache das nicht.‹ Doch der Bundestrainer forderte ihn auf: ›Die nehmen hier alle, komm! Du hast keine Chance.‹ Es ist ein Dialog zwischen einem Trainer und einem Athleten aus der Bundesrepublik vor der Wiedervereinigung.«
Am 3. August 2013 berichtete die Süddeutsche Zeitung über seit März 2012 abgeschlossene, aber immer noch nicht veröffentlichte Studie, ohne inhaltlich Neues im Vergleich zu 2011 zu bringen. Seitdem häufen sich Berichte über Doping in der BRD. Im heutigen Spiegel schildert Studienmitverfasser Erik Eggers die grotesken Verrenkungen, mit denen das BISp, der Deutsche Fußballbund und der Deutsche Schwimmverband die Forscher in ihrer Arbeit behinderten. Eggers: »Die großen Schwierigkeiten begannen, als wir 2011 herausfanden und berichteten, daß das BISp eine Schaltzentrale der Dopingforschung war – und daß sich der damalige stellvertretende BISp-Direktor 1977 für einen Einsatz von Anabolika eingesetzt hatte.«
Die 176-Seiten-Studie der Autoren Heinz Wuschech, Margot Budzisch und Klaus Huhn »Doping in der BRD. Ein historischer Überblick zu einer verschleierten Praxis«, die von »Sport und Gesellschaft e. V.« 1999 im Spotless Verlag Berlin herausgegeben wurde, fand sich am Sonntag in der Internetsuchmaschine für antiquarische Bücher www. eurobuch.com zu Preisen zwischen 12,50 Euro und 55 Euro. Das Buch ist eine Quelle der »neuen« Erkenntnisse, sein Preis dürfte steigen.
(jW)
Der Münsteraner Forscher Michael Krüger, »der im Kreuzzug gegen den DDR-Sport gern in der ersten Reihe ritt«, hatte damals behauptet: »Man wird kein vergleichbares Dokument wie in der DDR finden, daß zum Doping gezwungen wurde. So etwas gibt es einfach nicht«. Huhn zitierte in seinem Artikel vom 30. September aus Zeit-Online ein Fallbeispiel: »Ein Leichtathlet gesteht: ›Ich habe mir zweimal ’ne Spritze auf Druck vom Bundestrainer geben lassen.‹ Mit einem Dopingmittel. ›Ich habe dann gesagt, ich brauche den Scheiß nicht, ich hör da auf, ich mache das nicht.‹ Doch der Bundestrainer forderte ihn auf: ›Die nehmen hier alle, komm! Du hast keine Chance.‹ Es ist ein Dialog zwischen einem Trainer und einem Athleten aus der Bundesrepublik vor der Wiedervereinigung.«
Am 3. August 2013 berichtete die Süddeutsche Zeitung über seit März 2012 abgeschlossene, aber immer noch nicht veröffentlichte Studie, ohne inhaltlich Neues im Vergleich zu 2011 zu bringen. Seitdem häufen sich Berichte über Doping in der BRD. Im heutigen Spiegel schildert Studienmitverfasser Erik Eggers die grotesken Verrenkungen, mit denen das BISp, der Deutsche Fußballbund und der Deutsche Schwimmverband die Forscher in ihrer Arbeit behinderten. Eggers: »Die großen Schwierigkeiten begannen, als wir 2011 herausfanden und berichteten, daß das BISp eine Schaltzentrale der Dopingforschung war – und daß sich der damalige stellvertretende BISp-Direktor 1977 für einen Einsatz von Anabolika eingesetzt hatte.«
Die 176-Seiten-Studie der Autoren Heinz Wuschech, Margot Budzisch und Klaus Huhn »Doping in der BRD. Ein historischer Überblick zu einer verschleierten Praxis«, die von »Sport und Gesellschaft e. V.« 1999 im Spotless Verlag Berlin herausgegeben wurde, fand sich am Sonntag in der Internetsuchmaschine für antiquarische Bücher www. eurobuch.com zu Preisen zwischen 12,50 Euro und 55 Euro. Das Buch ist eine Quelle der »neuen« Erkenntnisse, sein Preis dürfte steigen.
(jW)
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