Dein roter Faden in wirren Zeiten
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Dein roter Faden in wirren Zeiten
Aus: Ausgabe vom 11.09.2013, Seite 12 / Feuilleton

Schalldämpfer

Von Wiglaf Droste

Eine Erinnerung an einen Besuch bei Ralle gab mir die Erinnerung an die Scheußlichkeit von Pärchen zurück. Besuche bei Eheleuten bergen ihre eigenen Risiken. Man möchte nicht zugegen sein, wenn Freunde sich in Paare verwandeln und das Zanken anfangen. Eine Weile kann man seine Schuhspitzen anschauen, dann begutachtet man den Zustand seiner Fingernägel, läßt den Blick noch über die im Zimmer aufgehängten Bilder schweifen, aber irgendwann ist tatsächlich alles Anstarrungsfähige angestarrt, und dann muß man gehen, auch wenn man noch nicht weiß, wohin.

Während das Ehepaar im Streit so vereint war wie schätzungsweise nicht einmal dreißig Jahre zuvor in der Liebe, ging ich, ohne jemanden anzusehen oder etwas zu sagen, in die Küche, machte den Abwasch, hörte durch geschlossene Türen immer noch das wechselseitige Angebrüll und verschwand durch die Gartentür. Das Meer war nur wenige hundert Yards entfernt, ich mußte bloß über einen Weidezaun steigen; ein paar scheue Schafe hoppten mäh-bähend davon, und ich dachte an den alten Witz: »Wieso haben die Hosen von irischen Bauern keine Reißverschlüsse? – Weil Schafe gute Ohren haben.«

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