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Aus: Ausgabe vom 22.11.2013, Seite 3 / Schwerpunkt

Kritik an Kollegen

Was wurde über Brigitte Böhnhardt in den vergangenen Tagen nicht alles geschrieben. Die Mutter des mutmaßlichen Rechtsterroristen Uwe Böhnhardt habe sich bei den Opfern nicht (rasch genug) entschuldigt, sie sei verbittert, versuche, die Schuld für die Geschehnisse auf andere zu verlagern, sei wenig hilfsbereit und ergehe sich schließlich in Verschwörungstheorien, war zu lesen. Holger Schmidt, der in der ARD als Terrorismusexperte fungiert, kritisiert in seinem Kommentar für den Südwestrundfunk und tagesschau.de treffend: »Ich habe Frau Böhnhardt zwei Tage lang zugehört und ich kann viele dieser Aussagen nicht teilen. (…) Wer Brigitte Böhnhardt aufmerksam zugehört hat, hat neben den bitteren Worten über das verlorene Vertrauen in Polizei und Verfassungsschutz auch sehr ernste Sätze über ihre eigene Bewältigung gehört.«

Schmidt kommentiert weiter, er habe im Gerichtssaal mehrfach das Gefühl gehabt, daß »manche Journalisten schon den Kopf über eine Aussage schüttelten, bevor Brigitte Böhnhardt ihre Gedanken zu Ende gebracht hatte«. Und er schlußfolgert im Gegensatz zu Unterstellungen der Spiegel-Gerichtsreporterin Gisela Friedrichsen: »Es gibt keinen Anhaltspunkt, daß Brigitte Böhnhardt so schwere Fehler in der Erziehung ihres Sohnes gemacht hat, daß man darin eine Förderung oder gar die Ursache für die Mordserie sehen könnte. Sie hat vieles versucht, ihrem Sohn zu helfen. Vielleicht zuviel.« Schmidt bilanziert: Brigitte Böhnhardt hat Beate Zschäpe so intensiv geschildert wie niemand zuvor im Prozeß. »Die Aussage, sie habe als gleichberechtigt in dem Trio gewirkt, untermauert die Sichtweise der Anklage und dürfte im Fall einer Verurteilung im Urteil an herausgehobener Stelle wiederzufinden sein. Und nicht zuletzt die starken emotionalen Reaktionen von Beate Zschäpe, die mehrfach den Tränen nahe stand, zeigen, daß die Aussagen von Frau Böhnhardt in den vergangenen zwei Tagen das Gericht weitergebracht haben.«


(jW)

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