Aus: Ausgabe vom 12.12.2013, Seite 13 / Feuilleton
Wenn Weine zu sehr können
Von Wiglaf Droste
Der Mann am Nebentisch lächelt erst die Frau ihm gegenüber an und sieht dann zum Weinkellner, der eine Empfehlung ausspricht. »Und«, fragt der Gast mit Connaisseurtimbre: »Kann der was?« Der Kellner verzieht keine Miene; er könnte den Auskennersimulanten am Tisch ja fragen, was ein Wein seiner Meinung denn »können« müsse: Schnürsenkel zubinden? Die Uhr lesen? Seilspringen? Fließend Japanisch sprechen? Doch der Sommelier bleibt stoisch, deutet ein Lächeln und ein Nicken an, und der Gast bestellt den empfohlenen Wein.
Später sieht er der Frau ihm gegenüber tief in die Augen, beide trinken einen Schluck, und er sagt: »Der kann was. Der hat was zu erzählen.« Und grinst. Ob er vom Wein, von sich, seinem Pillemann oder allen dreien spricht, ist seinem Tonfall nicht mit letzter Sicherheit zu entnehmen; ich würde aber auf Pillemann tippen.
Später sieht er der Frau ihm gegenüber tief in die Augen, beide trinken einen Schluck, und er sagt: »Der kann was. Der hat was zu erzählen.« Und grinst. Ob er vom Wein, von sich, seinem Pillemann oder allen dreien spricht, ist seinem Tonfall nicht mit letzter Sicherheit zu entnehmen; ich würde aber auf Pillemann tippen.
Droste live: heute, 20.30 Uhr, solo in Bielefeld (Komödie), morgen, 19.30 Uhr, mit Danny Dziuk im Kulturgut Haus Nottbeck (zwischen Beckum und Gütersloh)
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