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Aus: Ausgabe vom 24.12.2013, Seite 13 / Feuilleton

Weihnachten in Gelsenkirchen

Von Wiglaf Droste
Freund und Kollege Fritz Eckenga erzählte eine Geschichte aus Gelsenkirchen, die nichts mit Schalke zu tun hat. Ein befreundetes Ehepaar, er nicht praktizierender Christ, also Agnostiker, aber nicht aus dem Verein ausgetreten, sie nicht praktizierende Muslima, also Agnostikerin, aber nicht ausgetreten, weil man aus dem Islamverein nicht austreten kann, jedenfalls nicht ohne den Verlust diverser Kopf- und Körperteile, sprechen über die Erziehung ihrer gemeinsamen neunjährigen Tochter, die ja nun in einem religionsfreien Haus aufwachse, die man aber nicht indoktrinieren oder manipulieren wolle, sondern die doch ihre eigene Anschauung von der Welt gewinnen möge.

Also fragen sie die Kleine, ob sie nicht Lust habe, am Religionsunterricht in der Schule teilzunehmen und sich einmal anzuschauen, wie ihr das gefalle. Sie, aufgeweckt und munter, sagt ja, warum nicht, die Eltern wollen sie nicht mit lästigen Fragen beseppeln und erkundigen sich erst nach etwa sechs Wochen, wie es denn so sei im christlichen Religionsunterricht und wie ihr Jesus gefalle.

Das Mädchen winkt ab und sagt: Nein, mit Jesus sind wir längst durch, der ist doch tot. Womit das Thema für sie erledigt ist.

Hätte die Menschheit die Klugheit dieser Neunjährigen, was wäre uns erspart geblieben, was bliebe uns erspart. Seufz...

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