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Aus: Ausgabe vom 17.04.2014, Seite 12 / Feuilleton

Flüssigdichtstoffe

Nicht selten enthalten Klischees jede Menge Wahrheit. So verhält es sich mit der Annahme, daß viele Schriftsteller ein inniges Verhältnis zum Alkohol pflegen. Fast alle US-amerikanischen Literaturnobelpreisträger sollen Alkoholiker gewesen sein. »Ganz zu schweigen von jenen Autoren, die den Nobelpreis vielleicht auch verdient gehabt hätten, wenn ihr Werk nicht ganz so monothematisch, das heißt in Alkohol getränkt wäre: F. Scott Fitzgerald, Malcolm Lowry, Charles Bukowski«, schreibt Martin Brinkmann im Vorwort der aktuellen Ausgabe der von ihm herausgebenen Literaturzeitschrift Krachkultur (16/2014).

Der Band widmet sich dem Alkohol und anderen Flüssigkeiten. Er versammelt Texte über die mal fruchtbare, mal furchtbare Verquickung von Alkohol und Literatur. Hinzu kommen literarische Arbeiten, in denen kleine Wässerchen, größere Gewässer und ganze Weltmeere thematisiert werden. Außerdem wird das Unbewußte, das im Wasser sein psychoanalytisches Symbol gefunden hat, lyrisch und prosaisch gefeiert.

Unter anderem enthält die seit 1993 unregelmäßig erscheinende Zeitschrift Erstveröffentlichungen von Charles Bukowskis Trinkergedicht »Ein Song auf die glorreichen Einsamen« (1974) sowie von Hans Falladas »Brieflein an Mücke« (1944), das der Autor genau an jenem Tag schrieb, als er in der Landesanstalt Neustrelitz das Manuskript seine Romans »Der Trinker« (1950) abschloß. Malcolm Lowrys Erzählung »An Bord der West Hardaway« (1933) erscheint erstmals in deutscher Übersetzung. Christoph Jehlicka erzählt in »Begegnung im Bahnhofstunnel« mit ironischer Freude von einer sinnlosen gewalttätigen Auseinandersetzung unter Alkoholeinfluß.


Außerdem enthält der Band Texte von Elizabeth Ellen, Jan Gabrial, Jens Bjørneboe, Sabine Lange, Christoph Brumme, Sven Amtsberg, Joseph Felix Ernst, Andreas Thamm, Karen Köhler, Chris Trautmann, Andreas von Flotow, Ailbhe Ní Ghearbhuigh, Ersi Sotiropoulos und Wolf Reiser.

(thw)

Krachkultur, Ausgabe 16, 2014, 192 Seiten, 12 Euro, brinkmann@krachkultur.de

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