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Aus: Ausgabe vom 06.05.2014, Seite 3 / Schwerpunkt

Alles Zufall? Tote Zeugen und der Ku-Klux-Klan

Es gibt Fakten, die sprechen für sich – oder stimmen zumindest nachdenklich. Während des Verfahrens um die Terrorgruppe NSU sind beispielsweise zwei Zeugen ungewöhnlich jung gestorben. Was den 39jährigen früheren V-Mann Thomas Richter alias »Corelli« betrifft, der Anfang April leblos in seiner Wohnung gefunden wurde, können Nichtmediziner kaum Aussagen zur Wahrscheinlichkeit der Todesursache treffen. Es sollen die Folgen einer bis dahin unerkannten Diabetes­erkrankung gewesen sein. Auffällig ist in jedem Fall, daß die Krankheit sich gerade in dem Moment tödlich bemerkbar gemacht haben soll, als Mitarbeiter einer Sicherheitsbehörde den früheren Neonazikader und V-Mann zu einer kürzlich aufgetauchten CD befragen wollten, in der »Corelli« womöglich Insiderwissen über den NSU offenbart hat, lange bevor die Gruppe Außenstehenden bekanntgeworden war – nämlich bereits 2006, ganze fünf Jahre vor Veröffentlichung eines zynischen Bekennervideos. Die Nummer von Thomas Richter stand auf einer Telefonliste, die 1998 nach dem Untertauchen des mutmaßlichen NSU-Kerntrios in einer von ihm genutzten Garage gefunden worden war. Später spielte der V-Mann eine wichtige Rolle in der deutschen Sektion des rassistischen Ku-Klux-Klan.

Mindestens so dubios sind die Umstände bei Florian H. Der Zeuge soll im September 2013 Selbstmord begangen haben – nur wenige Stunden vor seiner geplanten Vernehmung durch das Landeskriminalamt Baden-Württemberg zum Mordfall Michèle Kiesewetter. Die 2007 in Heilbronn erschossene Polizistin soll ein Zufalls­opfer des NSU gewesen sein. Motiv: Allgemeiner Haß auf den Staat. Der Zeuge Florian H. wiederum soll – so die offizielle Version – aus Liebeskummer eine besonders qualvolle Todesart gewählt haben, indem er sein Auto anzündete und darin verbrannte. Kollegen der ermordeten Polizistin waren wie »Corelli« Mitglieder des Ku-Klux-Klan – hier könnte sich der Kreis schließen. Der Politikwissenschaftler Hajo Funke, der bereits in Untersuchungsausschüssen zum Neonaziterror als Sachverständiger auftrat, forderte wegen dieser Merkwürdigkeiten schon Anfang des Jahres einen Ausschuß zum NSU im Landtag von Baden-Württemberg. Dies tat auch Rechtsanwalt Walter Martinek, im NSU-Prozeß Nebenklagevertreter des Kollegen von Kiesewetter, der den versuchten Doppelmord in Heilbronn überlebt hat. (clw)

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