Aus: Ausgabe vom 09.05.2014, Seite 3 / Schwerpunkt
Hintergrund: Gedeckter Mord
Am frühen Nachmittag des 2. Mai kam es in der Innenstadt von Odessa rund um das Einkaufszentrum »Afina« am Griechischen Platz zu Auseinandersetzungen zwischen »proukrainischen« und »prorussischen« Demonstranten (siehe jW vom 5. Mai). Dabei fielen offenbar Schüsse, und zwar auch auf die blau-gelben Aktivisten. Wer sie abgefeuert hat, ist unklar. Anwohner berichten, daß mehrere hundert Polizisten aus Lwiw – der Nationalistenhochburg im Westen – nach Odessa kommandiert gewesen seien. Sie seien in Uniform gewesen und hätten zusätzlich rote Armbinden getragen – ebenso wie schwerbewaffnete und maskierte Männer in Tarnanzügen im Innern der »proukrainischen« Demonstration.
Als schweren Fehler analysieren örtliche Linke inzwischen, daß sich aus dem seit Wochen unbehelligt vor dem Gewerkschaftshaus stehenden Protestcamp des »Antimaidan« am frühen Nachmittag etwa 200 bis 300 Aktivisten in die Innenstadt begeben hätten, um die etwa zwei Kilometer entfernt stattfindende proukrainische Demonstration zu stoppen. Wer diese Parole ausgegeben hat, weiß in diesen Tagen niemand zu sagen. Im nachhinein, meint Aleksej Albu, örtlicher Chef der »Borotba«, wäre es sicher am klügsten gewesen, die Rechten unbehelligt marschieren und sich nicht provozieren zu lassen. Es bleibt die Tatsache, daß die Provokation erfolgreich war. Nach Albus Angaben gab es keine einheitliche Leitung des Antimaidan; jedes Zelt habe seinen eigenen Leiter gehabt, und so ganz genau habe man nicht gewußt, wer da wofür stehe.
Jedenfalls seien am späteren Nachmittag, nach 17 Uhr, plötzlich mehrere hundert Rechte auf das Protestcamp zugestürmt und hätten sofort Molotowcocktails in die Zelte geworfen. Vor dem ausbrechenden Feuer seien die Aktivisten in das vermeintlich sichere Gewerkschaftshaus geflohen. Abgesehen davon, daß die vor dem Haus stehenden Rechten sofort Brandsätze ins Innere geworfen hätten, seien andere auch durch einen Seiteneingang in den Bau eingedrungen und hätten im Innern auf die Antifaschisten eingeprügelt. Albu sagt, er habe persönlich vor dem Seiteneingang einen Anführer der Rechten mit gezogener Pistole gesehen. In dieser Situation, berichtet Albu, der auch Abgeordneter des Gebietsparlaments ist, habe er den örtlichen Polizeichef angerufen und ihn aufgefordert, durch seine Beamten wenigstens eine Gasse bilden zu lassen, um Frauen und Ältere zu evakuieren. Der Polizeichef habe den Anruf zweimal weggedrückt. Später habe es dann tatsächlich eine Polizeigasse gegeben, allerdings im Innern durch Rechte verstärkt, so daß die abziehenden Antifaschisten hätten Spießruten laufen müssen und schwer mißhandelt worden seien. (rl)
Als schweren Fehler analysieren örtliche Linke inzwischen, daß sich aus dem seit Wochen unbehelligt vor dem Gewerkschaftshaus stehenden Protestcamp des »Antimaidan« am frühen Nachmittag etwa 200 bis 300 Aktivisten in die Innenstadt begeben hätten, um die etwa zwei Kilometer entfernt stattfindende proukrainische Demonstration zu stoppen. Wer diese Parole ausgegeben hat, weiß in diesen Tagen niemand zu sagen. Im nachhinein, meint Aleksej Albu, örtlicher Chef der »Borotba«, wäre es sicher am klügsten gewesen, die Rechten unbehelligt marschieren und sich nicht provozieren zu lassen. Es bleibt die Tatsache, daß die Provokation erfolgreich war. Nach Albus Angaben gab es keine einheitliche Leitung des Antimaidan; jedes Zelt habe seinen eigenen Leiter gehabt, und so ganz genau habe man nicht gewußt, wer da wofür stehe.
Jedenfalls seien am späteren Nachmittag, nach 17 Uhr, plötzlich mehrere hundert Rechte auf das Protestcamp zugestürmt und hätten sofort Molotowcocktails in die Zelte geworfen. Vor dem ausbrechenden Feuer seien die Aktivisten in das vermeintlich sichere Gewerkschaftshaus geflohen. Abgesehen davon, daß die vor dem Haus stehenden Rechten sofort Brandsätze ins Innere geworfen hätten, seien andere auch durch einen Seiteneingang in den Bau eingedrungen und hätten im Innern auf die Antifaschisten eingeprügelt. Albu sagt, er habe persönlich vor dem Seiteneingang einen Anführer der Rechten mit gezogener Pistole gesehen. In dieser Situation, berichtet Albu, der auch Abgeordneter des Gebietsparlaments ist, habe er den örtlichen Polizeichef angerufen und ihn aufgefordert, durch seine Beamten wenigstens eine Gasse bilden zu lassen, um Frauen und Ältere zu evakuieren. Der Polizeichef habe den Anruf zweimal weggedrückt. Später habe es dann tatsächlich eine Polizeigasse gegeben, allerdings im Innern durch Rechte verstärkt, so daß die abziehenden Antifaschisten hätten Spießruten laufen müssen und schwer mißhandelt worden seien. (rl)
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