Weltbeste Pfeife zu Höherem berufen
Fußball-Schiedsrichter Heynemann auf neuem Wege zum »Schwarzen Mann«
Angela Schmidt»Immer mehr Fußballfreunde interessieren sich auch für die Schiedsrichter. Diese sind nicht nur nicht mehr farblich der >Schwarze Mann<, sondern entscheidende Leute. Viele Schiedsrichter sind nicht nur auf dem Spielfeld Persönlichkeiten, auch im gesellschaftlichen und geschäftlichen Leben. Das macht das Amt des Schiedsrichters wichtig und interessant. Entscheidungen zu treffen, und das ganz kurzfristig und möglichst richtig, sowie der Umgang mit verschiedenen Leuten ist eine Schule fürs Leben.« Wer solcherart über den Beruf des Schiedsrichters schwurbeliert, ist selber einer. Bernd Heynemann (180 cm groß, 77 kg; Hobbys: Fußballspielen, Tennis), geboren in Magdeburg, leitete 98 DDR-Oberliga-Spiele und bisher 146 Bundesliga-Partien. Er gilt als eine der weltbesten Pfeifen.
Heynemann hat eine eigene Web-Seite (www.heynemann.de) und behauptet von sich, pro Jahr ca. 3 000 Autogrammkarten zu verteilen. »Dies ist mehr als bei manchem Bundesligaspieler«, rechnet er vor. Wie viele der Autogrammkarten ein Dasein als Zielscheibe für Dartpfeile fristen, läßt sich nicht sagen. Unterhält man sich mit dem gemeinen Fußballfan, hat man eher selten den Eindruck, der Schiri sei ein besonders beliebtes Wesen.
Was ihn persönlich so bewegt, das hat er jetzt der CDU anvertraut. Für die möchte er 2002 in den Bundestag einziehen. Wie jetzt vermeldet wurde, hat der 47jährige eine entsprechende Bewerbung bei der Magdeburger Kreisgeschäftsstelle der Partei schriftlich abgegeben. Heynemann, deutscher WM-Schiedsrichter 1998 in Frankreich, beendet zum Ende der Saison seine aktive Laufbahn in der höchsten deutschen Spielklasse. »Dann gehöre ich auch im politischen Bereich in die Bundesliga«, erklärte er.
Konsequent klettert Heynemann im Club der Unsympathen voran: Diplom-Betriebswirt, natürlich nur streng bis 1989 SED- Mitglied, seit 1997 in der CDU, für diese seit 1999 im Magdeburger Stadtrat. Und jetzt also ab nach Berlin. Ein Mann bleibt sich treu, rangieren Politiker und Schiedsrichter auf der nach unten geschlossenen Beliebtheitsskala tendenziell doch gen Null. Kleine Frage am Rande: wie viele Autogrammkarten braucht ein MdB?
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