Aus: Ausgabe vom 03.07.2014, Seite 13 / Feuilleton
SF in pi Akten
Wenn Nerds Theater machen, dann fällt aus irgendeiner blinkenden, futuristischen Kreativmaschine am Ende ein »Science-Fiction-Thriller in Akten« heraus. Vielleicht. Sicher ist, daß »The time is right« ein Proteststück ist, gespielt von der Theatergruppe »C-ATRE«. Die ist der c-base, dem Hackerspace Berlins, entsprungen. »The time is right« ist das erste selbstverfaßte Stück der neunköpfigen Laiengruppe. Es enthält erwartungsgemäß abgespacete Lichteffekte, schräge DIY-Kostüme, ID-Chips unter der Haut und wilde Cyber-Make-up-Exzesse. Und natürlich eine Zeitreise: Nachdem im Jahr 2112 die »Content-Security« das Theater, in dem Maxi eben noch auf der Bühne stand, schließt, macht diese aus Versehen eine Zeitreise, die sie zurück ins Jahr 2042 (!) versetzt. Dort stößt sie auf die Untergrundaktivisten Mo und Jo, die Sand im Getriebe des Medienkraken »Universal Disney Fox« sein wollen. Das Großunternehmen verkörpert einerseits einen monopolistischen Medienkonzern, der die komplette Branche dirigiert und das Entstehen unabhängiger, subversiver Kunst unterbindet. Außerdem hat es ein System der Lizenzen geschaffen, das den freien Umgang mit Kunst in jeglicher Art verhindert. Es gibt keine gemeinfreien Kulturgüter mehr – selbst die Inszenierung eines Theaterstücks ist eine unerlaubte Veränderung des Stoffs. Natürlich ist das Stück trashig und die schauspielerischen Fähigkeiten der Halb- und Vollaien schwanken. Doch die Forderung nach einer Kulturallmende und nach einem Recht auf Remix ist originell umgesetzt. Parolen, das »Raumschiff unter Berlin« als Location, Mate bis zum Umfallen und viel Spaß am Spielen – wer hingeht, bekommt fast alles, außer Perfektion – und Zombies. (kp)
Heute, 4.7., 5.7. jeweils 20.30 Uhr, c-base, Rungestr. 20, Berlin
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