Aus: Ausgabe vom 18.07.2014, Seite 12 / Feuilleton
Für Liebhaber
Der US-Gitarrist Johnny Winter ist in der Nacht zum Mittwoch in Zürich gestorben. Er wurde 70 Jahre alt. Da die Todesursache unklar sei, habe der Staatsanwalt eine Obduktion angeordnet, sagte eine Polizeisprecherin. Es gebe aber keine Hinweise auf Fremdeinwirkung.
In früherer Zeit wurde der texanische Bluesmusiker als möglicher Nachfolger des 1970 verstorbenen Jimi Hendrix gehandelt. Nachdem Punkrock ab der zweiten Hälfte der 70er Jahre das Virtuosentum für obsolet erklärt hatte, waren auch solche Diskussionen nur noch etwas für ältere Rolling Stone-Leser.
Es war eben dies ursprünglich einmal alternativ und gegenkulturell gestartete Musikmagazin, das 1968 Johnny Winter einem größeren Publikum vorstellte – als einen »hundertdreißigpfündigen, schielenden Albino mit langem, fließendem Haar, der so ziemlich die flüssigste Gitarre spielt, die man jemals gehört hat«. Daraufhin galt Winter als das nächste große Ding, die Plattenfirmen rissen sich um ihn, und er bekam schließlich von CBS einen Vorschuß von 300 000 Dollar, spielte in Woodstock und im New Yorker Madison Square Garden an der Seite von janis Joplin und Jimi Hendrix, konnte aber die hochgesteckten Erwartungen nicht erfüllen. Warum? Weil er lieber Bluesrock statt Mainstreamrock zelebrierte und dazu ikonographisch seine weißen Haare wie in Trance schüttelte. Ein Gefühl der Überforderung trieb ihn zum Heroin, weshalb er 1971 fast für ein Jahr im Entzug verschwand. Danach blieb Winter ein Fall für Liebhaber. Wer nicht auf Blues und Southern Rock stand, konnte mit ihm nichts anfangen. Sein Freund John Lennon schrieb für ihn das Lied »Rock and Roll People«.
Johnny Winter war auch ein Liebhaber. Er belebte die Karriere seiner Helden Muddy Waters und John Lee Hooker, zwei wirklich wichtige Musiker of all time. Rick Nielsen, Gitarrist der mehr oder weniger untergegangenen früheren Stadionrockband Cheap Trick sagte über den verstorbenen Johnny Winter: »Er war über Jahrzehnte ein Original in einer unoriginellen Welt.« (jW)
In früherer Zeit wurde der texanische Bluesmusiker als möglicher Nachfolger des 1970 verstorbenen Jimi Hendrix gehandelt. Nachdem Punkrock ab der zweiten Hälfte der 70er Jahre das Virtuosentum für obsolet erklärt hatte, waren auch solche Diskussionen nur noch etwas für ältere Rolling Stone-Leser.
Es war eben dies ursprünglich einmal alternativ und gegenkulturell gestartete Musikmagazin, das 1968 Johnny Winter einem größeren Publikum vorstellte – als einen »hundertdreißigpfündigen, schielenden Albino mit langem, fließendem Haar, der so ziemlich die flüssigste Gitarre spielt, die man jemals gehört hat«. Daraufhin galt Winter als das nächste große Ding, die Plattenfirmen rissen sich um ihn, und er bekam schließlich von CBS einen Vorschuß von 300 000 Dollar, spielte in Woodstock und im New Yorker Madison Square Garden an der Seite von janis Joplin und Jimi Hendrix, konnte aber die hochgesteckten Erwartungen nicht erfüllen. Warum? Weil er lieber Bluesrock statt Mainstreamrock zelebrierte und dazu ikonographisch seine weißen Haare wie in Trance schüttelte. Ein Gefühl der Überforderung trieb ihn zum Heroin, weshalb er 1971 fast für ein Jahr im Entzug verschwand. Danach blieb Winter ein Fall für Liebhaber. Wer nicht auf Blues und Southern Rock stand, konnte mit ihm nichts anfangen. Sein Freund John Lennon schrieb für ihn das Lied »Rock and Roll People«.
Johnny Winter war auch ein Liebhaber. Er belebte die Karriere seiner Helden Muddy Waters und John Lee Hooker, zwei wirklich wichtige Musiker of all time. Rick Nielsen, Gitarrist der mehr oder weniger untergegangenen früheren Stadionrockband Cheap Trick sagte über den verstorbenen Johnny Winter: »Er war über Jahrzehnte ein Original in einer unoriginellen Welt.« (jW)
Mehr aus: Feuilleton
-
Foto der Woche
vom 18.07.2014 -
Nachschlag
vom 18.07.2014 -
Vorschlag
vom 18.07.2014 -
Nur noch Gewinner
vom 18.07.2014 -
Kritisch weiß sein
vom 18.07.2014 -
Eine antifaschistische Ästhetik
vom 18.07.2014