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Aus: Ausgabe vom 06.08.2014, Seite 3 / Schwerpunkt

Das Regime der Roten Khmer

Von Thomas Berger
Am 17. April 1975 marschierten die schwarzgekleideten Kämpfer der Roten Khmer in Phnom Penh ein und schlossen damit ihre landesweite Machtübernahme ab. Sie wurden zunächst als Befreier begrüßt – schließlich bedeutete dies das Ende des verhaßten Regimes von General Lon Nol, dem bisherigen, US-hörigen Regierungschef. Der Jubel verebbte aber Zeugenaussagen zufolge schon angesichts der grimmigen Gesichter beim Einzug der neuen Machthaber. Als kurz darauf die Metropole und andere Großstädte auf Weisung der Roten Khmer evakuiert wurden, schwante den Betroffenen, daß ihnen Schlimmes bevorstand. Was an Schrecken allerdings folgte, hatte sich wohl niemand vorgestellt. Die Roten Khmer waren in der Zeit ihrer Herrschaft von 1975 bis 1979 für den Tod von rund zwei Millionen Menschen, einem Viertel der damaligen Gesamtbevölkerung, verantwortlich. Wer nicht als »Gegner der Revolution« schon wegen kleiner Vergehen exekutiert wurde, starb an den Folgen von Zwangsarbeit, Unterernährung und Mißhandlungen. Alle, die nach »S-21« (siehe Beitrag unten) oder in andere Gefängnisse kamen, hatten vor dem Tod Folterungen zu erdulden.

Die Führungsgruppe der Roten Khmer gruppierte sich um Saloth Sar alias Pol Pot. Es waren gerade die jetzt vor Gericht stehenden Khieu Samphan und Nuon Chea, welche die ideologische Grundlage für die Schreckensherrschaft schufen. Marxistische Versatzstücke wurden mit den Lehren Mao Tse-tungs aus dem als Vorbild angesehenen China verknüpft. Vor allem wurde eine Wiedergeburt jenes Agrarstaates angestrebt, der einst die Basis für das glorreiche Königreich der Angkor-Periode im neunten bis zwölften Jahrhundert bildete. Alles Städtische und Neumodische wurde als revolutionsfremd verdammt. Nachdem die Roten Khmer die kleine Kommunistische Partei unterwandert hatten, begann ihr Siegeszug daher auch zunächst in ländlichen Gebieten.


Nach der Befreiung Anfang 1979 durch Vietnamesen und übergelaufene Exkader gingen Pol Pot und die verbliebenen Führer in den Untergrund und wurden von China, den USA und Thailand unterstützt. Erst 1996 (Ieng Sary) bzw. 1998 (Khieu Samphan und Nuon Chea) gab es endgültige Friedensschlüsse mit den Exrebellen. Pol Pot, von den eigenen Leuten zuletzt in Arrest genommen, starb 1998.

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