Aus: Ausgabe vom 22.09.2014, Seite 3 / Schwerpunkt
Pressestimmen
»Pop-Antifa«, »rabiate Gruppe«
taz (9.9.2014): (…) Dabei war der Start der ALB »ein hoffnungsvoller. Schon 1993 gründete sich in Berlin ihr Vorgänger, die »Antifaschistische Aktion Berlin« (AAB). Das war auch ein Befreiungsversuch. Die Vermummung der klassisch Autonomen wurde gelüftet: Man wollte raus aus der Szene, ansprechbar sein. Es gab Pressesprecher – ein Novum. Und auf Demos knarzten nicht mehr Ton Steine Scherben aus alten »Lautis«, sondern Techno von Trucks. Es durfte getanzt werden, der Berliner Autonome trug nun auch Jeans statt nur schwarz. Schnell hatte die Gruppe ihr Label weg: »Pop-Antifa«. (…)Neues Deutschland (17.9.2014): (…) Antifa war immer dann stark, wenn es darum ging, Neonazis auf der Straße zurückzudrängen. Dann konnten nicht nur viele Menschen mobilisiert werden, sondern es gelang, etliche von ihnen über antifaschistische Politik an linke Inhalte heranzuführen. (…) Gar keine Frage: Antifaschistische Arbeit ist nach wie vor richtig und wichtig. Das zeigen nicht zuletzt die Analysen und Recherchen, die antifaschistische Initiativen und Netzwerke im Zusammenhang mit der Aufarbeitung des NSU vorlegen. Auch bleibt es notwendig, Neonazis nicht unwidersprochen die Straße zu überlassen. (…)Trotzdem schadet es nicht, sich irgendwann von liebgewordenen Traditionen zu trennen. Die Umstrukturierung der Interventionistischen Linken (IL), in der ja auch Teile der ALB weiterarbeiten wollen, deutet in eine solche Richtung.
Tagesspiegel (9.9.2014): Die ALB war die rabiateste Gruppe der linken Szene Berlins. (…) Der Berliner Verfassungsschutz reagiert kühl. Die Auflösung komme nicht überraschend, sagt der Chef der Landesbehörde, Bernd Palenda. Die zuletzt auf 30 bis 40 Mitglieder taxierte Gruppe sei nach internen Zerwürfnissen und einem »Spitzelvorwurf« bereits 2012 zeitweise handlungsunfähig gewesen. (…) Zerbrochen sei die ALB an der Uneinigkeit darüber, ob man eine autonome Gruppierung mit dem Schwerpunkt »Antifa« bleibe oder versuche, mit einem weniger martialischen Auftreten »die gesellschaftliche Isolation traditioneller Autonomer zu überwinden«. Palenda spricht von »postautonomen Organisierungsstrategien« (…). Auch nach dem Ende der Gruppe erwartet der Verfassungsschutz nicht, daß die linksextreme Szene schlagartig geschwächt ist. (…)
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