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Aus: Ausgabe vom 23.10.2014, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

»Beim Stand der heutigen Waffentechnik sind und bleiben Kriege staatlich organisierter Massenmord.«

Verbrecher belohnt

Zu jW vom 18./19. Oktober: »Die geräumigen Taschen der Mafia«

Die Wahrheit über den NATO-Krieg gegen Restjugoslawien war und bleibt ein ewiges Tabu im Westen. Kaum eine andere politische Lüge seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges wird so sorgfältig von Politikern und Medien behütet wie die tatsächliche Ursache der Zerstörung des Landes - zuerst durch Sanktionen, später durch Bomben, anschließend durch Unterdrückung der neuen Regierung, unter strenger Kontrolle des Westens - bis heute. Insofern muss einer Aussage von Altkanzler Helmut Schmidt vor einigen Jahren, wonach das Bombardement von Belgrad keine humanitäre, sondern eine reine imperialistische Intervention war, besonderes Gewicht beigemessen werden. (...) Die Verbrechen der Kosovo-albanischen UCK waren der westlichen Wertegemeinschaft sowohl vor als auch nach dem Krieg von 1999 sehr wohl bekannt und aktenkundig. Das hat den Westen jedoch nicht davor abgeschreckt, diese Verbrecher mit ins Boot zu nehmen, um ihre Ziele auf dem Balkan durchsetzen zu können. (...) Danach wurden sie weder vor Gericht gebracht, geschweige denn bestraft. Im Gegenteil: Sie wurden für ihre Unterstützung bei der Durchsetzung der imperialistischen Kriegsziele noch mit der staatlichen Unabhängigkeit im Jahr 2008 belohnt. Es ist an der Zeit, die unterdrückte Wahrheit ans Licht zu bringen - im Namen der jeder Hoffnung beraubten Opfer, der gedemütigten, versklavten und in das existentielle Elend gestürzten Bevölkerung auf diesem kleinen Fleckchen Europa, das Serbien heißt.

O. Götz, München

 

Die Kriegsgefahr ist real

Zu jW vom 17. Oktober: Abgeschrieben (Wladimir Putin im Interview mit der serbischen Tageszeitung Politika)

(...) Ich bin voller Sorge und Ohnmacht angesichts dessen, was vorbereitet wird, und ich sehe nicht eine linke Partei, die auch nur jene strategische Weitsicht hätte, die nötig wäre, die Menschen zu mobilisieren gegen die drohende Kriegsgefahr und aktiv zu werden gegen den Untergang der Menschheit. Ich bin sicher: Die Gefahr eines solchen Krieges ist real, realer vielleicht als noch vor 1989. (...) Sie ist real, denn die USA sind von sich, ihrer Technologie und Wissenschaft völlig überzeugt. Sie sind Gefangene ihrer eigenen Lügenwelt, so dass sie Realität und Wahn nicht mehr voneinander trennen können. Die leisen Töne Putins sind klar, deutlich und in vollem Bewusstsein der Situation und der daraus resultierenden Gefahr geäußert. (...)

Gabriele Uhle, per E-Mail

 

Drohender Landesverrat

Zu jW vom 15. Oktober: »Konkurrenz und Kooperation«

Beim Stand der heutigen Waffentechnik sind und bleiben Kriege staatlich organisierter Massenmord. Noch nie zeigte die Fratze des aus den Fugen geratenen Finanzkapitalismus ihre Ziele so unverhohlen wie mit der Serie von US-organisierten Kriegen seit 1990. Die Geundrechtecharta der UN hätte einen Basis für politische Vernunft werden können, wenn sie nicht von vornherein vom Weltmachtswahn der USA systematisch untergraben worden wäre. Mit TTIP sollen nun über den »ökonomischen Arm der NATO« kulturelle Werte Europas enthauptet und mit transatlantischer Macht eine Konkurrenzbegradigung erzwungen werden. (...) Wenn sich Regierungen oder korrupte Europapolitiker für eine TTIP- Perspektive trotz der NSA-Offenbarungen verleiten lassen, liefe das auf eine Art Landesverrat hinaus: wirtschaftlich, politisch und vor allem kulturell. Ob die EU noch rechtzeitig erwacht und das »Cui bono« bedenkt, bevor es zu spät ist?

Siegfried Lietz, Weitenhagen

 

Ignorant und zum Krieg entschlossen

Zu jW vom 11./12. Oktober: »Wie ein Vulkanausbruch«

Ich stimme Otto Köhler zu, dass in vielen Publikationen zum Beginn des Ersten Weltkrieges die Schuld Deutschlands und Österreichs an diesem Krieg geleugnet und in Gedenkreden führender Politiker beider Länder die Schuldfrage einfach umgangen wird. (...) Ich möchte Köhlers Ausführungen noch um einige Fakten ergänzen: Aus dem vorliegenden Briefwechsel zwischen den Kaisern Franz Joseph und Wilhelm II. zwischen dem 28. Juni und dem 1. August 1914 geht eindeutig hervor, dass beide Herrscher den Krieg gegen Serbien wollten und sie also auch die Hauptschuldigen am Ersten Weltkrieg waren. Denn Russland hatte erklärt, im Falle eines Angriffs auf Serbien militärisch einzugreifen; Russland, Frankreich und Großbritannien hatten sich in Bündnisverträgen zu gegenseitiger Unterstützung im Falle eines Krieges verpflichtet. Damit war die drohende weltweite Ausdehnung des lokalen Konflikts zwischen Österreich-Ungarn und Serbien erkennbar. Dass führende deutsche Militärs in jenen kritischen Tagen den Standpunkt vertraten, weder Russland noch Frankreich seien militärisch und finanziell »kriegsfertig«, bewies nur ihre Ignoranz und den Willen, den von ihnen seit langem gewünschten Krieg unbedingt zu beginnen.

Gerhard Grote, Berlin

 

Jeden Preis wert?

Zu jW vom 16. Oktober: »Thüringen: Linke sieht Zieleinlauf«

Eine Regierungskoalition ohne CDU in einem Bundesland ist zweifellos ein erstrebenswertes Ziel, selbst dann, wenn dafür gewisse Kompromisse nicht zu umgehen wären. Aber ist das wirklich jeden Preis wert? Auch den, sich mit der Verunglimpfung der DDR als »Unrechtsstaat« auf die Seite derer zu stellen, denen man ja wohl mit linker Politik entgegentreten will? Der Begriff »Unrechtsstaat« für die DDR wurde doch inflationär in Umlauf gebracht, als man das ihren Bürgern millionenfach angetane Unrecht - Zerschlagung und Verscherbelung ihrer Betriebe, Verlust Hunderttausender Arbeitsplätze, massenhafter Hinauswurf führender Wissenschaftler und anderer hochrangiger Fachleute aus öffentlichen Ämtern, Verhökerung ganzer Stadtviertel an ausländische Konzerne - als rechtmäßig, also »rechtsstaatsmäßig« suggerieren und sie damit einschüchtern und ein für allemal mundtot machen wollte.

Brigitte Müller, Dresden

 

Durch nichts untermauert

Zu jW vom 9. Oktober: »Kalter Krieg in Klassenzimmern«

Die Aussagen in verschiedenen Schulbüchern, in denen Stalin als Politiker hingestellt wird, in dessen Hand die Entscheidung über Krieg und Frieden lag und der letztlich für den Zweiten Weltkrieg verantwortlich gewesen sein soll, halte ich für verantwortungslos und durch nichts untermauert. (...) Selbst wenn der Nichtangriffspakt im August 1939 nicht zustande gekommen wäre, war Hitler fest entschlossen, den seit Jahren vorbereiteten Krieg zu beginnen. Einen Angriff der Roten Armee hätte er nicht zu fürchten gehabt. Den durch Stalins Verfolgungswahn ausgelösten Prozessen in den 30er Jahren waren auch viele bewährte Militärs zum Opfer gefallen. Diesen Verlust musste die Rote Armee in den ersten beiden Jahren nach Hitlers Überfall bitter bezahlen. Hinter solchen abstrusen Ansichten steckt zweifellos die Absicht, die Verbrechen des deutschen Faschismus zu relativieren.

Wilhelm Höpel, Göttingen