Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Aus: Ausgabe vom 29.11.2014, Seite 14 / Leserbriefe

Friedensfest Olympia

Zu jW vom 21. November: »Milliardengrab Olympia«

Der Vorstand des Vereins »Sport und Gesellschaft e.V.« hält die Bemühungen, dass sich demnächst Berlin oder Hamburg als Austragungsorte Olympischer Spiele bewerben, für ein gravierendes Ereignis und äußert hiermit seinen Standpunkt vor allem zu den ablehnenden Haltungen auch der Parteien: Olympische Spiele sind - kaum jemand bestreitet das - ein Fest, das den Frieden in der Welt unterstützt. Antiolympische Aktionen schaden deshalb allen Bestrebungen, Frieden zu fördern. Das Argument, Olympische Spiele seien zu aufwändig, ist deshalb kaum zu rechtfertigen. Zudem hängen die Kosten, die für die Spiele vonnöten sind, vor allem von denen ab, die es übernommen haben, sie auszutragen. Zum Beispiel: Als sich Berlin als Austragungsort für 2000 beworben hatte und Eingeweihte die Aussichten für minimal hielten - hätte man sie für maximal gehalten, hätte das am Sachverhalt nichts geändert -, wurde lange vor der Abstimmung des IOC die Seelenbinder-Halle aufwändig abgerissen und durch eine kostspielige neue Halle ersetzt, in der nun einmal im Jahr ein Sechstagerennen ausgetragen wird. Es waren beträchtliche Kosten entstanden, die maßgebliche Ämter empfohlen haben mussten.

Seit Jahr und Tag werden die Schulden, die bis heute in Montreal (1976) nicht getilgt wurden, als »Beweis« für den durch Olympia entstandenen Ruin städtischer Haushalte angeführt. Eingeweihte - und das sind viele - wissen, dass die Schulden einem beispiellosen - vielleicht nur übertroffen vom Berliner Flughafendesaster - Bauskandal zuzuschreiben waren. In München wurde 1972 ein Stadiondach mit 12 Millionen veranschlagt und kostete am Ende 180 Millionen. Auch dafür konnte man kaum Olympia oder das IOC verantwortlich machen. Winterspiele in Sotschi am Strand auszutragen war eine Variante, die der Kreml ersann und nicht das IOC!

Es gab in der Geschichte der Spiele auch durchaus umstrittene, aber letztlich dem olympischen Fest nützende Lösungen. 1956 fehlte in Melbourne eine moderne Halle für die Turner und Boxer. Man engagierte einen Brandstifter, brachte die Versicherung dazu, den Neubau zu finanzieren, und Richter ahndeten die Tat mit einer Bewährungsstrafe. Viele Australier kannten den Hintergrund und hielten ihn für eine Olympia dienende Lösung. In dieser neuen Halle holte Wolfgang Behrendt das erste Gold für die DDR.

In Melbourne hatten US-amerikanische Politiker auch den Ausschluss der Sowjetunion wegen ihrer Haltung zu Ungarn gefordert. Der damalige IOC-Präsident Brundage (USA) - ein Anhänger der Friedensfestidee - empfahl seiner Mannschaft, die Russen zum Frühstück einzuladen. Das lieferte Schlagzeilen, die den Vorschlag, die Sowjets auszuschließen, untergehen ließen. Die Geschichte der Olympischen Spiele ist lang. Sie haben nie Schaden angerichtet. Der Verein »Sport und Gesellschaft« plädiert dafür, sie fortzusetzen!
Verein Sport und Gesellschaft, Berlin