Arbeitszeit wieder Thema
Das Thema Arbeitszeiten spielt in den Gewerkschaften wieder eine Rolle. Das ist gut. Nicht so gut ist, dass die Forderung nach genereller Arbeitszeitverkürzung dabei kaum eine Rolle spielt. Von den DGB-Spitzen wird sie als nicht mehr zeitgemäß abgetan. Auch Gerhard Bosch von der Universität Duisburg-Essen argumentiert so im Interview mit der Zeitschrift Mitbestimmung, die sich in ihrer aktuellen Ausgabe Arbeitszeitfragen widmet. Eine generelle Arbeitszeitverkürzung gehe »an den Wünschen der Menschen ebenso vorbei wie an den Verhältnissen in den Betrieben, die in einer globalen Konkurrenz stehen«, so der Soziologe. Kurz zuvor hatte er noch erklärt, dass Männer in Vollzeitstellen zumeist kürzer, Frauen in Teilzeit aber länger arbeiten wollen.
Das ist indes kein Argument gegen eine generelle Arbeitszeitverkürzung. Denn klar ist: Die Arbeitszeit einer sogenannten vollen Stelle muss reduziert werden – alleine schon als Antwort auf die weiterhin bestehende Massenerwerbslosigkeit. Zugleich gilt es, der Zwangsteilzeit den Kampf anzusagen. Von den Teilzeitbeschäftigten hätten 15,7 Prozent – oder 1,6 Millionen Menschen – nämlich lieber eine Vollzeitstelle.
Boschs Vorschlag einer »längeren Teilzeit« und »kurzen Vollzeit« entspricht dem nur scheinbar. Denn beide sind als individuelle Wahlmöglichkeit gedacht – ohne Lohnausgleich. Für Millionen Geringverdiener ist das keine Option, wie der Wissenschaftler selbst zugibt. (dab)
u Mitbestimmung 1+2/2015, 76 Seiten, fünf Euro, Bezug: Bund-Verlag, abodienst@bund-verlag.de, PDF-Download gratis unter: www.magazin-mitbestimmung.de
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