Handkes Kritik
Der österreichische Schriftsteller Peter Handke (72) hat westlichen Spitzenpolitikern die Schuld an Kriegen und Krisen in den Balkanländern gegeben. Dem früheren britischen Premier Anthony Blair, Altbundeskanzler Gerhard Schröder und dem einstigen US-Präsidenten Bill Clinton »sollte man dafür gratulieren, was sie vor 20 Jahren zusammengeköchelt und vergiftet haben«, sagte Handke der Belgrader Zeitung Kurir am Sonntag: »Man sollte ihnen viele Rosen und (reichlich) serbischen Konjak schicken«.
Die drei Politiker hatten 1999 die völkerrechtswidrige Bombardierung Serbiens durch die NATO durchgesetzt. In Abwandlung des biblischen Jesus-Zitats »›Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun‹, würde ich sagen ›Sie wissen nicht, was sie tun, aber Vater, vergib ihnen nur nicht‹«, sagte Handke weiter. »Sie wussten vor 20 Jahren nicht, was sie taten und wissen es auch heute nicht«, so der Schriftsteller. »Die westlichen Politiker wissen nichts über andere Länder, aber wollen sich einmischen und Einfluss haben.«
Handke war in Westeuropa wegen seines Eintretens für den 2006 in Haft verstorbenen Präsidenten des Bundesstaats Jugoslawien, Slobodan Milosevic, in den hiesigen Medien einer regelrechten Hetzjagd ausgesetzt gewesen. 2006 hatte Handke deshalb auf den mit 50.000 Euro dotierten Düsseldorfer Heinrich-Heine-Preis verzichtet. Am vergangenen Donnerstag erhielt Handke die Ehrenbürgerschaft der serbischen Hauptstadt Belgrad. (dpa/jW)
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