Die älteste Doktorandin
Mit einem Festakt ehrte die Hamburger Universität Ingeborg Syllm-Rapoport, die älteste Doktorandin der Welt (vergl. jW vom 16. und 20.5.). Am Dienstag erhielt die 102jährige ihre Promotionsurkunde, 77 Jahre nach ihrer schriftlichen Promotion. Der Doktortitel war ihr von den Nazis verweigert hatten, weil ihre Mutter, die Pianistin Maria Syllm, Jüdin war. Syllm-Rapoport hatte als Assistenzärztin am Israelitischen Krankenhaus Hamburg gearbeitet und in der Zeit ihre Doktorarbeit zum Thema Diphtherie geschrieben. Ihr Doktorvater Rudolf Degkwitz bescheinigte ihr 1938, »dass diese Arbeit von mir als Doktorarbeit angenommen worden wäre, wenn nicht die geltenden Gesetze wegen der Abstammung des Frl. Syllm die Zulassung zur Promotion unmöglich machten«.
Sie emigrierte in die USA und setzte dort ihre Karriere als Kinderärztin fort. In Amerika lernte sie auch ihren späteren Mann kennen, den Mediziner und Biochemiker Samuel Mitja Rapoport (1912-2004). Beide engagierten sich in der Kommunistischen Partei, was sie Anfang der 1950er Jahre in den USA in Schwierigkeiten brachte. Sie gingen schließlich nach Ost-Berlin. Syllm-Rapoport wurde eine hochdekorierte Professorin für Neugeborenenheilkunde an der Charité. Als der Dekan der Hamburger Medizinischen Fakultät, Prof. Uwe Koch-Gromus, von ihrem Schicksal erfuhr, leitete er eine nachträgliche mündliche Prüfung in die Wege. Diese bestand die 102jährige im Mai mit Brillanz, wie er anschließend sagte. (jW)
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