Arbeitskampf bei Amazon in Polen
Poznan. Seit Jahren kämpft ver.di beim Internetversandhändler Amazon in Deutschland für einen Tarifvertrag – nun bahnt sich auch in Polen ein Arbeitskampf an. Die anarchosyndikalistische Gewerkschaft Inicjatywa Pracownicza (Arbeiterinitiative, jW) forderte am Donnerstag für die Beschäftigten in Poznan eine Anhebung der Stundenlöhne auf mindestens 16 Złoty (etwa vier Euro). Derzeit beträgt der Stundenlohn 13 Złoty. Die Gewerkschaft verlangt außerdem eine Angleichung an die Arbeitsbedingungen und Sonderleistungen in anderen Ländern. Dabei beziehen sich die Beschäftigten unter anderem auf die Auseinandersetzung in der BRD. In der Vorwoche befestigten bereits Aktivisten ein Transparent an einer Brücke nahe dem Lager des Versandhändlers in Poznan, auf dem auf polnisch zu lesen war »Wir unterstützen die Streiks bei Amazon in Deutschland«. In Polen mussten die Beschäftigten während des Ausstands der deutschen Kollegen an zwei Tagen elf statt regulär zehn Stunden arbeiten. Nach Unternehmensangaben standen die Überstunden nicht im Zusammenhang mit den Protesten in Deutschland. Ärger gibt es in dem Betrieb in Poznan schon länger. Im Mai setzten sich 400 Angestellte mit einer Petition für bessere Arbeitsbedingungen ein.
In Deutschland versucht ver.di seit 2013, für die rund 10.000 Mitarbeiter des US-Versandhandelsriesen einen Tarifvertrag auf dem Niveau des Einzel- und Versandhandels durchzusetzen. Verhandlungen darüber lehnt Amazon aber strikt ab. Das Amazon-Lager in Poznan hat etwa 2.000 Mitarbeiter. Außerdem gibt es in Polen zwei Zentren im südwestpolnischen Wrocław. Das Unternehmen nahm zu den Forderungen keine Stellung, wollte aber Gespräche mit der Gewerkschaft führen. (dpa/jW)
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