Einseitig
Die geplante Auszeichnung des syrischen Autors Adonis mit dem Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis der Stadt Osnabrück hat Kritik ausgelöst. Federführend ist der Kölner Stadt-Anzeiger, der es als »einseitig« bezeichnet, dass Adonis »den bewaffneten Kampf islamistischer Gruppen und deren Bestreben eines Machtwechsels« kritisierte.
Das Blatt macht sich in seiner Mittwochausgabe zum Sprachrohr des Journalisten Ahmad Hissou, (Deutsche Welle), der die Jury scharf anging. »Diese Entscheidung spricht dem Friedensgedanken Hohn und beleidigt alle Syrer, die Opfer des Assad-Regimes geworden sind«, sagte Hissou der Zeitung. Hissou missfällt, dass Adonis Baschar Al-Assad als den legitimen, »gewählten Präsidenten« seines Volkes bezeichnet hat.
Die Jury hatte die Wahl für den in Paris lebenden Adonis (Ali Ahmad Said) damit begründet, dass er sich kritisch mit der Rolle der Religionen auseinandersetze und für eine demokratische Willensbildung eintrete. Er setze sich für eine »aufgeklärte arabische Gesellschaft« ein. Adonis gelte zudem als ein wichtiger Vermittler zwischen arabischer und westlicher Kultur.
Auch der diesjährige Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, Navid Kermani, und Adonis' deutscher Übersetzer Stefan Weidner formulierten Einwände gegen die Entscheidung der Jury, den mit 25.000 Euro dotierten Preis an den 85 Jahre alten syrischen Lyriker und Essayisten zu verleihen.
Dem Artikel zufolge lehnte Kermani es ab, bei der Preisverleihung am 20. November die Laudatio zu halten. »Für einen Literaturpreis taugt Adonis immer. Für einen Friedenspreis scheint mir seine Haltung zu konfrontativ und einseitig, wenig hilfreich«, sagte Weidner. Nach Angaben der Stadt Osnabrück steht noch nicht fest, wer die Laudatio halten wird. Eine Stellungnahme zu der Kritik gab es zunächst nicht. (dpa/jW)
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