Salon mit Stalin
Andrej Platonows Revolutionsroman »Tschewengur« (1927/28) ist erstmals auf deutsch im Theater aufgeführt worden. Frank Castorf inszenierte die Geschichte über den Umbruch in der südrussischen Steppe in Stuttgart als mehr als fünfstündiges Video-Theater-Spektakel mit zehn Darstellern, einer Holzmühle, einem Hühnerkäfig, dem Club »Proletarische Kraft« und einem Panzerzug mit der Aufschrift »Josef Stalin«. Stalin hatte Platonow Talent bescheinigt, ihn aber als »Lump« und »Verräter« bezeichnet. Der Roman erschien in der Sowjetunion erst in den 80er Jahren. Castorfs Dramatisierung ließ am Donnerstag große Teile des Premierenpublikums vorzeitig den Heimweg antreten. Die Verbliebenen brachen nach Mitternacht in Jubelstürme aus. Seinen politischen Ansatz hatte der Regisseur vorab skizziert. »Das Scheitern der Revolution: Jede gute bürgerliche Zeitung wartet darauf, dass ich das sage. Aber ich mag keine Renegaten«, sagte er der Stuttgarter Zeitung vom Mittwoch. »Ich bin ein Salonbolschewist (lacht)«. (dpa/jW)
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