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Aus: Ausgabe vom 06.11.2015, Seite 3 / Schwerpunkt

Musik für eine freie Türkei

»Grup Yorum« macht seit 1985 revolutionäre, sozialistische Musik und begeistert damit immer wieder Tausende Zuschauer. Zu der Konzertreihe »Für eine freie Türkei«, welche die Band fünf Jahre lang als »Volkskonzert« – also eintrittsfrei – veranstaltete, kamen bis zu 500.000 Zuschauer. 2015 verbot die AKP-Regierung den Auftritt, angeblich aus Sorge, er könne zu »Aufruhr« führen. Die Band reagierte darauf mit der Organisation von dezentralen Konzerten in ganz Istanbul, die Polizei griff diese an, woraufhin es zu Straßenschlachten und Festnahmen kam.

die Band und ihr Umfeld immer wieder starken Repressalien ausgesetzt. Das Idil-Kulturzentrum im Istanbuler Stadtteil Okmeydani ist regelmäßig Ziel von Razzien, bei denen Instrumente zerstört, Alben beschlagnahmt und Bandmitglieder verhaftet werden. Dennoch hat »Grup Yorum« in den 30 Jahren ihres Bestehens bereits 21 Alben veröffentlicht. Die Lieder thematisieren die Situation in türkischen Gefängnissen, den Gefangenenwiderstand – insbesondere das sogenannte Todesfasten von 2001 bis 2006 – sowie den Klassenkampf und die Hoffnung auf eine freie und bessere Zukunft.

Auch in Deutschland sind Grup Yorum und die Unterstützer der Band zunehmend Repressalien ausgesetzt. So wurden im Juni 2013 vier Personen festgenommen, die Werbung für ein Konzert der Band gemacht hatten. Vorgeworfen wurde ihnen Unterstützung einer terroristischen Organisation im Ausland nach Paragraph 129b des Strafgesetzbuches. Die Staatsanwaltschaft konstruierte dafür eine direkte Verbindung von Grup Yorum zur DHKP-C (Revolutionäre Volksbefreiungspartei-Front), einer marxistisch-leninistischen Organisation, die von der Türkei, den USA und der EU als Terrororganisation eingestuft wird, was schließlich zur Verurteilung der vier Aktivisten zu langjährigen Haftstrafen führte.

Dennoch spielte die Band auch in Deutschland weiter Konzerte, zuletzt traten sie im Juni dieses Jahres bei einem antirassistischen Konzert am Brandenburger Tor auf. 2014 hatte Grup Yorum auf der von junge Welt veranstalteten Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz in der Berliner Urania gespielt. Neben ihrem musikalischen Engagement arbeiten die Künstler an zahlreichen anderen Projekten, wie der jährlichen Veranstaltung der »International Platform against Isolation«, einer Konferenz für politische Gefangene, oder dem jährlich in Istanbul stattfindenden »Eyüp-Bas-Symposium gegen Imperialismus«, zu dem ebenfalls Delegationen aus der ganzen Welt kommen. (kp)

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